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Tierschutz Ohne Kontrollen sind Chips sinnlos

Tierarzt Klaus Kutschmann spricht im Interview über die Kennzeichnung von Katzen in Sachsen-Anhalt.

Von Bernd Kaufholz 11.11.2019, 00:01

Magdeburg l Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat beschlossen, dass ab 2020 Hunde und Katzen mit Transpondern zu versehen sind. In unserem Bundesland gilt eine Chippflicht für Hunde seit 2009. Ob auch die rund 400.000 Katzen in Sachsen-Anhalt gekennzeichnet werden sollen, gehen die Meinung auseinander. Volksstimme-Reporter Bernd Kaufholz sprach dazu mit dem Präsidenten der Tierärztekammer Dr. Klaus Kutschmann.

Volksstimme: Wie Stehen Sie zu einer Chippflich für Katzen?
Klaus Kutschmann: Grundsätzlich bin ich für das Chippen von Katzen. Allerdings hat das Ja ein Aber. Denn ich bin absolut dagegen, dass jeder Katzenhalter sein Tier selbst kennzeichnet. Durch eine Kanüle den hirsekorngroßen Transponder unter die Haut der linken Halsseite einer Katze einzusetzen, dazu benötigt es schon den Fachmann. Leicht können von Laien Gefäße, Nerven oder Knochen verletzt werden.

Sind das ihre einzigen Bedenken?
Nein. Aus meiner Sicht kann man Katzen im städtischen Raum und die auf dem Lande nicht über einen Kamm scheren. Sehen Sie, wer eine Rassekatze in der Wohnung hält oder ein Tier, das nie nach draußen kommt, für den macht doch eine Chippflicht keinen Sinn. Anders hingegen sieht es bei den Freigängern aus.

Und die Kosten?
Das ist aus meiner Sicht das nächste Problem. Das Einsetzen eines Mikrochips kostet gegenwärtig rund 50 Euro. Da stellt sich doch die Frage, ob sich jede Oma, die eine Katze hat, diesen Betrag leisten kann.

Kritiker des Pflicht-Chippens sehen auch noch ein Problem bei der Kontrolle.
Das sehe ich genauso. Welche Kommune hat denn die Kraft, zu kontrollieren, ob eine Katze wirklich gechipt ist. Den Personalaufwand kann sich doch niemand leisten. Selbst mit Blick auf meinen Hund habe ich die Erfahrung gemacht, dass er noch nie kontrolliert wurde, ob er einen vorgeschriebenen Transponder trägt.

Auf dem Chip ist eine Nummer. Über die, kann man das Tier identifizieren. Aber auch nicht ganz einfach.
Das ist richtig. Die Nummer muss registriert sein, zum Beispiel beim bundesweiten Tasso e.V. Liegt die Kennzeichnung dort in der Datenbank, kann man ein Fundtier identifizieren. Gibt es diese Registrierung nicht, ist der Chip sinnlos.

Das Problem sind wohl nicht so sehr die Katzen, die eine Familie haben, sondern diejenigen, die herrenlos sind. Wie kann man letztere kennzeichnen?
Das ist eine weitere Unsicherheit. Da diese Katzen zumeist sehr scheu sind, müsste man sie zuvor wohl betäuben. Wer soll diese Aufgabe übernehmen und wer soll dafür aufkommen?