Parteimitglieder CDU schrumpft, Grüne und AfD legen zu
Der Mitgliederschwund bei Sachsen-Anhalts großen Parteien setzt sich fort. Die CDU verliert, neuerdings auch wieder die SPD.
Magdeburg l Sachsen-Anhalts größte Partei ist weiter im Sinkflug. Seit Jahresbeginn schmolz die Basis der CDU um 267 Mitglieder (-4,1 Prozent) auf 6318 Köpfe. Damit setzt die Union ihren mit kurzer Unterbrechung seit den 90er Jahren andauernden Schrumpfkurs fort. Seit 2005 hat sie rund 3000 Mitglieder verloren. Für CDU-Generalsekretär Sven Schulze sind die Zahlen nicht erfreulich, aber auch nicht alarmierend: „Wir sind immer noch die größte Partei im Land.“
Angesichts eines Durchschnittsalters von mehr als 57 Jahren, sei es trotz offensiver Kommunikation und engen Kontakts zwischen Parteispitze und Basis nicht leicht, das Niveau zu halten. 204 Eintritte verzeichnete die Partei 2019, bei 355 Austritten (ohne Wegzüge und Verstorbene).
Zusammenhänge mit dem Richtungsstreit über den Kurs der Partei – insbesonderere in Abgrenzung zur AfD – oder mit dem Stendaler Wahlfälschungsskandal sieht Schulze nicht. „Wir erleben, dass unsere Mitglieder kontroverse Meinungen vertreten. Deshalb treten sie aber nicht aus.“
Die CDU steht nicht allein. Die Linke, laut Selbstverständnis einst die Lobbypartei für den Osten, verzeichnete zuletzt prozentual gar die höchsten Verluste (-4,8 Prozent). Die Mitgliederzahl sank 2017/18 von 3776 auf 3596. Zahlen für 2019 lieferte die Partei bis gestern nicht. Trotz Neuwahl ihres Spitzenduos verliert auch die SPD erstmals seit der Kanzler-Euphorie um Martin Schulz. Die kleineren Parteien legen indes kräftig zu. Während die Grünen um 20 Prozent gewachsen sind, bringt es die AfD gar auf 25 Prozent.
Für Politikwissenschaftler Benjamin Höhne ist die Entwicklung Symptom einer neuen gesellschaftlichen Lagerbildung. Sowohl Grüne als auch AfD zeigten für Anhänger einen klarer erkennbaren Markenkern als die vage agierenden Volksparteien. Die Grünen stünden für ein deutliches Ja zu Klimaschutz und Europa, die AfD für das Gegenteil. Für die Zukunft der Volksparteien prognostiziert Höhne auch deshalb ein Anhalten des Abwärtstrends – in einigen Szenarien bis zur Bedeutungslosigkeit. Wollen die Parteien das verhindern, müssten sie aktiver werden, etwa mit verbesserten Angeboten, sich einzubringen.