Auktion Polizei-Helikopter unterm Hammer
Die Polizei in Sachsen-Anhalt hat dieses Jahr knapp 65 Fahrzeuge verkauft und damit rund 184.000 Euro eingenommen.
Magdeburg l Ein 56-jähriger Autohändler aus Thüringen streift um den alten Polizei-Helikopter auf dem Magdeburger Flugplatz. Seinen Namen will der Mann nicht nennen. Er sagt aber, während er dabei ins Cockpit blickt: „Der ist schon klasse und in einem Top-Zustand.“ Weil der Unternehmer insgesamt acht Autohäuser in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen betreibt, habe er extra zwei Piloten, die ihn mit gecharterten Hubschraubern von A nach B bringen. „Eine eigene Maschine wäre deshalb nicht schlecht“, meint er.
Andreas Dluglos von der Vebeg GmbH (eine bundeseigene Treuhandgesellschaft zur Verwertung von ausgemustertem Eigentum) erwartet an diesem Tag noch weitere Interessenten.
Er soll die 25 Jahre alte Maschine im Auftrag des Landes verkaufen. Insgesamt werden es mehr als ein Dutzend Bieter sein. Sie kommen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den Niederlanden, Norwegen und den USA. Dluglos: „Solche gebrauchten Maschinen sind sehr begehrt, weil sie bei der Polizei sehr gepflegt wurden.“ Seine Firma verkauft ausgesonderte Fahrzeuge auch für die Bundeswehr.
„Der besondere Pluspunkt bei diesem Helikopter ist, dass er sogar noch für den zivilen Flugverkehr zugelassen ist. Der Schriftzug Polizei muss nur abgeklebt werden, dann kann der neue Eigentümer damit gleich nach Hause fliegen“, sagt er. Alle speziellen Polizeigerätschaften sind zuvor in einer Spezialfirma bei Karlsruhe vorschriftsgemäß ausgebaut worden. Dazu zählen Nachtsichtgerät, Wärmebildkamera und der spezielle Polizei-Digitalfunk.
Seit der Indienststellung im Jahr 1992 flog die Hubschrauberstaffel der Polizei in Sachsen-Anhalt mit dem Helikopter rund 8500 Stunden mit mehr als 21.000 Landungen.
Einer der die Bo 105 fast von Anfang an flog, war Polizeirat Frank Michler. „Die Maschine hat schon die Küste und die Hochalpen gesehen. Sie war wegen der Wärmebildkamera unter anderem auch 1996 bei Castoreinsatz in Niedersachsen im Einsatz“, erinnert sich Michler. Er attestiert der Bo 105 noch ein langes Leben.
Michler: „Anders wie beim Auto werden laufzeitbegrenzte Teile regelmäßig ausgetauscht, so dass so ein Helikopter wie ein Flugzeug ewig fliegen könnte.“ Von dem zweimotorigen Helikopter hat inzwischen nur noch Thüringen einen im aktiven Polizeidienst. Die Bo 105 aus Sachsen-Anhalt wurde vom Innenministerium nach dem Neukauf des Hubschraubers H 145 (elf Millionen Euro) ausgemustert.
Bis Ende vergangener Woche mussten alle Interessenten ihr Gebot bei der VEBEG abgegeben. Dluglos: „Die Maschine geht für etwa eine halbe Million Euro weg. Der endgültige Zuschlag wird aber erst in den nächsten Tagen erfolgen.“ Das Land müsse dem Angebot noch zustimmen.
Insgesamt sind in diesem Jahr bereits 64 Fahrzeuge aus dem Polizeidienst verkauft worden. Drei stehen noch auf der Liste. Ohne den Hubschrauber sind bei diesen Verkäufen schon jetzt rund 184.000 Euro eingenommen worden. Innenministeriumssprecher Stefan Brodtrück: „Die höchsten Einnahmen gibt es beim Verkauf der Busse, Wasserschutzpolizeiboote und Lkw.“ Bei den Motorrädern seien es die BMW-Modelle. Der Verkauf erfolge generell ohne Blaulicht, Schriftzüge und Folien. Diese werden oder gegebenenfalls weiter verwendet.