Via Facebook wird gegen Asylheime in der Altmark aufgestachelt Rechtsextreme schüren Hass im Internet
Bundesweit versuchen Rechtsextreme, über Facebook Stimmung gegen
Flüchtlingsheime zu machen. In Sachsen-Anhalt sind bisher zwei Fälle
bekannt - in Gardelegen und Wolfen. Der Verfassungsschutz betrachtet die
Entwicklung mit Sorge.
Gardelegen l In der Altmarkstadt Gardelegen wächst realer Widerstand gegen einen virtuellen Protest namens "Nein zum Heim in Gardelegen". Es handelt sich um eine Facebook-Gruppe, die vor allem gegen das örtliche Asylheim mobil macht und in fünf Tagen mehr als 1700 "Likes" (Befürworter) eingesammelt hat. Auch weitere Asylheime in der Altmark werden abgelehnt.
Dabei gab es bisher keine ernsthaften Probleme zwischen Heimbewohnern und Nachbarschaft. 22 Asylbewerber und vier Flüchtlinge leben dort. Stadtpolitiker und der überwiegende Teil der Anwohner der 15.000-Einwohner-Stadt sind vom angeblichen Protest überrascht.
Stadtrat Christian Glatz (gemischte Fraktion): "Ich kenne nicht mal fünf Prozent der Protest-Befürworter." Er vermutet, dass die Seite eher bundesweit Anhänger hat. Glatz liegt nach Meinung des Rechtsextremismus-Experten Hilmar Steffen vom Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt damit nicht falsch: "Die Nein-zum-Heim-Kampagne begann im Sommer vergangenen Jahres und ist ein Betätigungsfeld von Rechtsextremen." Sie geben sich dabei oft als "Bürgerinitiative" aus.
Vor allem in Sachsen und Brandenburg gründeten sich die Facebook-Seiten, die fast immer gleich aufgebaut sind und gegen Asylheime vor Ort aufstacheln. Eine Organisation konnte der Verfassungsschutz den Seiten aber bisher nicht zuordnen.
In Schneeberg in Sachsen und in Berlin-Hellersdorf haben die virtuellen Facebook-Verabredungen schon zu realen Demonstrationen vor Heimen geführt. Steffen: "Das ist eine neue Qualität. Man sollte deshalb wachsam sein." Ausländerbehörden und Polizeidienststellen seien bereits sensibilisiert.
Auch gegen das Asylheim in Wolfen (Anhalt-Bitterfeld) gibt es seit Dezember eine entsprechende Facebook-Seite. Innerhalb von elf Tagen gab es im Dezember etwa 2000 "Likes". Danach brach der "Gefällt mir"-Ansturm aber abrupt ab. David Begrich, Extremismus-Experte vom Verein Miteinander: "Die Neonazis hoffen dabei offenbar auf einen Schneeballeffekt." Die virtuelle Mobilisierung müsse deshalb nicht von der Realität gedeckt sein.