Bundeseigener Konzern will in Mitteldeutschland bis 2016 etwa 5,5 Milliarden Euro einsetzen Bahn kündigt weitere Investitionen in das Schienennetz an
Leipzig/Magdeburg. Die Deutsche Bahn AG (DB) hat für die nächsten Jahre umfangreiche Investitionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angekündigt. Der bundeseigene Konzern teilte gestern in Leipzig mit, in der Region sollen von 2012 bis 2016 insgesamt etwa 5,5 Milliarden Euro investiert werden.
Bahnsprecherin Änne Kliem sagte, in den vergangenen fünf Jahren habe die Bahn in den drei Ländern etwa vier Milliarden Euro in die Modernisierung von Eisenbahnknoten und -strecken gesteckt und dafür elektronische Stellwerke gebaut.
Lutz Winkler, Produktionschef Südost bei der Bahntochter DB Netz AG, kündigte an: "Wir setzen die Investitionsoffensive unvermindert fort."
Ein Großteil der verplanten Mittel soll für den Weiterbau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin – Leipzig – Erfurt – Nürnberg – München aufgewendet werden. Die zurzeit im Bau befindliche Strecke soll ab 2017 die Fahrzeit zwischen Berlin und München von derzeit sechs auf vier Stunden verkürzen; zwischen Leipzig und Erfurt sogar auf nur eine halbe Stunde. Mit dem Bau dieser Strecke verbunden seien umfangreiche Modernisierungs- und Anpassungsarbeiten am bestehenden Netz. Dort laufe zugleich die Erneuerung von Gleisen, Weichen, Oberleitungen, Stellwerken und Signaltechnik "auf Hochtouren", sagte Winkler.
In Sachsen-Anhalt konzentriere man sich auf die Modernisierung der Eisenbahnknoten Magdeburg, Merseburg und Dessau-Roßlau. In Sachsen und Thüringen würden die Knoten Dresden, Leipzig und Chemnitz erneuert.
Allein in Magdeburg sollen bis 2018 fast 500 Millionen Euro in neue Schienen, sechs neue Brücken, Steuerungs- und Sicherungstechnik gesteckt werden. Demnächst startet der Brückenneubau in der Erich-Weinert-Straße. Offen ist, wann die Arbeiten am Tunnel in der Ernst-Reuter-Allee beginnen. Für das Projekt sind 46 Millionen Euro veranschlagt.
Mehrere Fern- und Nahverkehrsstrecken sollen außerdem mit neuer Leit- und Sicherungstechnik ausgerüstet werden. Besonders die schnellstmögliche Nachrüstung mit "Punktförmigen Zugbeeinflussungssystemen" (PZB), die einen Zug stoppen, sobald er ein Haltesignal überfährt, wird seit dem schweren Zugunglück in Hordorf Ende Januar von Verkehrspolitikern aller Parteien gefordert. Dort waren beim Zusammenstoß zweier Züge zehn Menschen getötet und 23 weitere teils schwer verletzt worden. Nach Auffassung von Experten des Eisenbahn-Bundesamtes wäre der Unfall verhindert worden, hätte die Bahn die seit langem geforderte PZB-Ausrüstung in Hordorf rechtzeitig veranlasst. An mehreren Gefahrenstellen auf der Strecke Magdeburg – Halberstadt war diese Technik bereits eingebaut worden.
Eine Bahnsprecherin sagte, das Unternehmen stelle für die PZB-Ausrüstung in Ostdeutschland 60 Millionen Euro zur Verfügung.
Offen ist, ob alle Gefahrenstellen in Sachsen-Anhalt mit dieser Technik ausgerüstet werden sollen. Nach einer aus dem Februar 2011 stammenden Aufstellung der Deutschen Bahn, die der Volksstimme vorliegt, waren damals von knapp 200 risikobehafteten "Betriebsstellen" in Sachsen-Anhalt 107 mit PZB ausgerüstet, für 37 gab es eine konkrete Nachrüstungsplanung. Allerdings wollte die Bahn bei 46 Betriebsstellen auf das automatische Stopp-System verzichten.
Zu den Strecken, auf denen eine PZB-Nachrüstung geprüft werden sollte, gehören die Verbindungen Halberstadt – Blankenburg, Haldensleben – Weferlingen und Köthen – Aken.
Sachsen-Anhalts Verkehrsministerium begrüßte die Ankündigung der Bahn und mahnte zugleich. Sprecher Harald Kreibich sagte: "Die Großprojekte sind wichtig und finden unsere volle Unterstützung. Es ist zugleich weiter darauf zu achten, dass der Zustand des gesamten Streckennetzes inklusive der Sicherungstechnik dem Stand der Technik entspricht." Dieses Thema dürfe man "auf keinen Fall aus den Augen verlieren."