Traditionsunternehmen aus Aschersleben kann positive Zwischenbilanz ziehen Chinesische Investoren bringen Maschinenbauer Schiess voran
Der traditionsreiche Maschinenbauer Schiess in Aschersleben kämpfte nach der Wende mehrfach um das Überleben. 2004 übernahm der größte chinesische Hersteller von Werkzeugmaschinen die Firma. Seither geht es aufwärts.
Aschersleben (dpa). Bis zur Weltleitmesse für die Metallbearbeitung EMO in Hannover ist es zwar noch ein Stück hin, doch Spezialisten der Schiess GmbH Aschersleben montieren dort bereits das neueste Produkt des traditionsreichen Herstellers. Schließlich soll die riesige Maschine zur Metallbearbeitung am Eröffnungstag der sechstägigen Schau am 19. September einwandfrei funktionieren.
"Wir werden dort erstmals eine Produktlinie präsentieren, die wir in Kooperation mit unserem chinesischen Mutterkonzern Shenyang Machine Tool Group SYMG entwickelt haben", sagt Geschäftsführer Torsten Brumme. Mit der Maschine können unter anderem große Getriebe sowie Teile für Windanlagen hergestellt werden. Derzeit läuft die Patentierung für die Maschine, die in zwölf Monaten entwickelt wurde. Über die Kosten für die Entwicklung wollte Brumme keine Angaben machen.
Um auf dem hartumkämpften Markt gut mithalten zu können, wollen Aschersleben und der Mutterkonzern in China neue Wege gehen und hochwertige Maschinen zu einem günstigen Preis anbieten. "Ziel der Kooperation ist es deshalb, dass jeder Standort seine Stärken in das Produkt einbringt", sagt Brumme. Die chinesische Firma fertigt die Grundmaschine vor und liefert sie nach Deutschland. Dafür wurden in Shenyang Produktionsstätten geschaffen, die nach den technologischen Standards von Schiess arbeiten. In Aschersleben werden dann die Präzisionsteile nach Kundenwunsch eingebaut.
Der größte chinesische Hersteller von Werkzeugmaschinen hatte das traditionsreiche Unternehmen in Aschersleben (Salzlandkreis) 2004 übernommen, nach dem dieses nach der Wende zum wiederholten Male Insolvenz anmelden musste. Die Befürchtungen, dass der fernöstliche Konzern mit seinen 10000 Beschäftigten das kleine Werk in Aschersleben einfach schlucken würde, war bei der damals 100-köpfigen Belegschaft groß. Doch nun ist das kein Thema mehr: Das Unternehmen hat heute 368 Mitarbeiter – davon 22 Azubis -, die nach Angaben der IG Metall Magdeburg seit der Übernahme wieder nach Tarif bezahlt werden.
"Die Shenyang Machine Tool Group fördert uns sehr, lässt uns aber gleichzeitig die größtmögliche unternehmerische Freiheit", sagte Brumme. "In Schiess kommt das Beste deutscher Maschinenbaukunst zusammen. Werkzeugmaschinen, die 15 Meter hoch, 12 Meter breit und 50 Meter lang sein können und dabei auf ein hundertstel Millimeter genau fräsen, bohren oder drehen, kann nicht jeder bauen", sagte der chinesische Co-Geschäftsführer Yuanda Lu.
"Bislang haben wir vor allem Maschinen gebaut, mit denen Großes in allen Branchen gefertigt werden kann", sagte Brumme. Als Beispiel nannte er Karusselldrehmaschinen, Fräsmaschinen und Bohrwerke zur Bearbeitung großer Werkstücke, so von Turbinen für Kraftwerke oder Schiffsmotoren. Die Referenzliste des mehr als 150 Jahre alten Unternehmens ist lang und umfasst alle Kontinente. Derzeit ist Aschersleben besonders in Europa, Russland, China und Japan aktiv.
"Schiess, das die weltweit größten Werkzeugmaschinen bauen kann, ist ein Beispiel für die gute Entwicklung der Branche in Sachsen-Anhalt", sagt Matthias Menger, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Sachsen-Anhalts. So sei die Zahl der Beschäftigten in der Branche im ersten Halbjahr 2011 auf rund 46000 um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Der Umsatz lag bei 4,8 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2011, das waren etwa 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
"Ich denke, dass der Umsatz bei Schiess kontinuierlich weiter wachsen wird", sagt Brumme. Er rechne für 2011 mit etwa 55 Millionen Euro, nach 43 Millionen Euro im Vorjahr. Im Jahr 2015 sollen es mehr als 100 Millionen sein. Von der Messe in Hannover mit mehr als 2000 Firmen aus fast 40 Ländern verspricht sich Schiess weitere Aufträge. "Wir schauen optimistisch in die Zukunft und wollen in den kommenden Jahren rund 30 Millionen in Ausrüstungen und Anlagen investieren", sagt Brumme.