Corona, Energie, Personalmangel Warum aktuell in Sachsen-Anhalt Lokale und Geschäfte schließen müssen
Ob Bäcker, Lokal oder Freibad: derzeit häufen sich die Nachrichten von Schließungen in Sachsen-Anhalt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Wir werfen einen Blick auf mehrere aktuelle Fälle.

Halle (Saale)/Magdeburg/DUR/slo - Erst Corona, dann die rasant steigenden Energiepreise – und dazu ein branchenübergreifender Personalmangel: Viele Geschäfte in Sachsen-Anhalt kämpfen derzeit ums Überleben und nicht alle schaffen es.
Dessauer Bäcker: Aus kurz vor 75-jährigem Geschäftsjubiläum
Ende September macht der Dessauer Bäckermeister Oliver Schieke Schluss und schließt seine beiden Geschäfte. Die zu erwartende Preisspirale bei den Energie- und Lebensmittelkosten lasse dem Unternehmen keinen Überlebensspielraum. Er könne die Preise nicht beliebig erhöhen. Der Umsatz sinke bereits, sagt Schieke der MZ. Für notwenige Investitionen sei kein Geld mehr da, deswegen schließe er.
Mit zweitem Standort übernommen: Lichs Weinstube in Halle schließt
Seit Anfang August ist das Restaurant Lich’s Weinstube in der Rathausstraße in Halle geschlossen. Am Restaurant selbst lag es allerdings nicht, vielmehr haben sich die Gastronomen mit ihrem zweiten Standort im Kurpark Bad Dürrenberg übernommen. Aufgrund von Bauarbeiten und der Verschiebung der Landesgartenschau brach dort der Umsatz ein und sorgte schließlich für die Insolvenz, der auch das Restaurant in Halle zum Opfer fiel.
Hohe Preise: Restaurants streichen Fleisch von der Speisekarte
Fleisch und Fisch werden unbezahlbar, warnt der Dehoga-Landesvorsitzende Michael Schmidt in der MZ. Die Preise hätten sich teils verdreifacht. Carsten Ruppe, Inhaber des „Waldcafés“ in Hettstedt, hat etwa den Lachs von der Karte genommen. Im „Waldschlösschen Wangen“ wurde das Roastbeef gestrichen. Im Hotel „Zum Stein“ in Wörlitz hat Gastronom Michael Pirl den Edellachs durch Saibling ersetzt.
Erste Restaurants planen bereits eine Schließzeit über Weihnachten und Silvester.
Zwei Krisen sind zu viel: Traditionsgaststätte in der Altmark schließt
Nach sieben Jahren schließt Pächter Thomas Rühm die Gaststätte „Brauner Hirsch“ in Kusey. Neben dem mäßigen Tagesgeschäft und nach Corona fehlenden Mitarbeitern trafen ihn auch die steigenden Preise, berichtet Rühm gegenüber der Volksstimme. „Nehmen wir normales Speiseöl. Eine Zehn-Liter-Gallone hat früher zwischen elf und zwölf Euro gekostet. Jetzt sind es 42 Euro“, nennt Rühm ein Beispiel.
Für Rühm wurde es zunehmend unrealistischer, bei gleicher Qualität kostendeckend oder gar gewinnbringend zu arbeiten. Als am Ende die Kosten höher waren als der Umsatz, zog er die Reißleine.
Energetisch ein Desaster: Alte Schäferei in Dessau schließt
Die Gaststätte Pächterhaus - Alte Schäferei – galt als kulinarische Top-Adresse in Dessau. Doch Ende August ist Schluss. Das Größte Problem: das 2001 aufwendig sanierte Haus ist energetisch ein Desaster. Einfach verglaste Fenster, ein ungedämmtes Dach, gegen Schimmel muss aufwendig gelüftet werden. Bei den aktuellen Energiepreisen zu viel für den aktuellen Pächter, der daher nun aufgibt.
Restaurant „Da Gigi“ in Oschersleben – weder Corona noch Gas-Krise sind schuld
Bereits am 9. Juli kam das Aus für das Restaurant „Da Gigi“ in Oschersleben. Wirt Argon Gjone gibt aber weder der Corona-Pandemie noch der aktuellen Gas-Krise die Schuld. „Wir wollten einfach nicht mehr den Stress, denn das Restaurant hast du immer im Kopf, du arbeitest ja nicht nur, wenn du geöffnet hast, da hängt ja noch viel mehr dran. Und ich möchte nicht in zwei, drei Jahren mit Burnout in der Ecke liegen“, berichtet er der Volksstimme.
Er wolle sein Restaurant auch nicht weiter vermieten. Seine Idee stattdessen: Ein großes Wohnzimmer im bisherigen Gastraum.