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Der Schein der Vergangenheit - Petroleumlampen aus Magdeburg

Von Sabine Fuch 03.04.2012, 03:20

Ein Kommerzienrat entwickelte die Petroleumleuchte vor mehr als 100 Jahren. Eine kleine Magdeburger Firma erwarb nun die Lizenz und verkauft "Petromax" weltweit.

Magdeburg (dpa) l Sein Licht will der kleine Betrieb Petromax in Magdeburg keineswegs unter den Scheffel stellen. Die handgefertigten Petroleumlampen aus Messing und Glas sind bei Liebhabern ebenso gefragt wie bei Hilfsorganisationen und Rettungsdiensten, sogar bei Streitkräften gehören sie zur Ausrüstung.

"Die Petroleumleuchten haben den Vorteil, dass sie ohne Strom oder Batterien Licht ins Dunkel bringen", sagt Geschäftsführer Jonas Taureck. Eine Reise nach Afrika brachte ihn auf die Idee, die Firma zu gründen und eine mehr als 100 Jahre alte Tradition fortzusetzen.

"In Deutschland gibt es nur noch wenige Hersteller von Petroleumleuchten", sagt der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Leuchten- und Zubehör-Industrie Offenbach, Christian Schrödter. Hierzulande seien die Leuchten hauptsächlich in Gärten anzutreffen, richtig gefragt seien sie vor allem in Ländern der Dritten Welt, in denen es nicht überall Strom gibt. Neben dem Magdeburger Unternehmen führe vor allem die Firma Feuerhand GmbH Hohenlockstedt in Schleswig-Holstein die Tradition des Petroleum-Lampenbaus in Deutschland fort.

Geschäftsführer Taureck ließ zunächst als Student Teile der Leuchten nachbauen und verkaufte sie zusammen mit einem Kommilitonen. "Sie fanden guten Absatz, so kamen wir auf die Idee, im Jahr 2005 eine Firma zu gründen und ganze Lampen selbst zu bauen", erzählt er. Nach langen Verhandlungen erwarben sie die Lizenzrechte an der Marke "Petromax". Sie geht auf den Berliner Kommerzienrat Max Graetz zurück, der die Lampe Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hatte. Das Prinzip der Leuchte ist heute noch genauso. Petroleum wird unter Druck durch einen Vergaser geleitet und der dadurch verdampfte Brennstoff in einem sogenannten Glühstrumpf verbrannt. Dadurch entsteht ein helles Licht.

"Seit Gründung der Firma haben wir uns ständig vergrößert", erzählt Taureck. 19 Mitarbeiter bauen die Lampen zusammen, die eine Lichtleistung von bis zu 400 Watt haben und aus mehr als 200 Einzelteilen bestehen. Bis zu 40000 Laternen verlassen jährlich den kleinen Betrieb, vor allem für den Export, aber auch im Inland steigt der Absatz der Lampen.

Der Rat für Formgebung in Frankfurt/Main, eines der weltweit führenden Kompetenzzentren für Kommunikation und Wissenstransfer im Bereich Design, sieht einen steigenden Trend zu alten, ursprünglichen Produkten. "Die Nachfrage im In- und Ausland wächst", sagt Hauptgeschäftsführer Andrej Kupetz. Das umfasse viele Bereiche, so Möbel, Büroausstattungen und Dinge des täglichen Bedarfs.

Es gebe eine Reihe von Unternehmen, die alte Lizenzen aufkauften und Produkte danach fertigten. "Ältere Käufer freuen sich, dass es diese Dinge wieder gibt, Jüngere erleben sie zum ersten Mal und sind fasziniert, dass Gegenstände durch ausgetüftelte Mechanik ohne Computer funktionieren", sagt Kupetz.

Die Magdeburger Firma profitiert offenbar davon. "Das Unternehmen schreibt schwarze Zahlen", sagt Firmenchef Taureck. "Wir wollen weiter ständig wachsen, aber langsam, auch auf anderen Feldern." So habe es auch schon Kunden gegeben, denen das Design der Petroleumlampen so gut gefallen habe, dass sie bei Petromax nach einer elektrischen Version fragten.