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  7. Ehemaliger Porsche-Chef führt ein Leben in der Warteschleife

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Marktmanipulation / Anwälte prüfen Vorwürfe / Entscheidung frühestens im November Ehemaliger Porsche-Chef führt ein Leben in der Warteschleife

Von Antonia Lange 09.08.2012, 03:17

Stuttgart (dpa) l Er macht in Immobilien, investiert in handgefertigte Herrenschuhe und PR-Agenturen - und sogar beim Bieter-Wettstreit um Kaufhof fiel sein Name. Wendelin Wiedeking hat viele Interessen. Doch wer seinen Namen hört, denkt meist an Porsche. 17 Jahre lang war der Manager Chef des Sportwagenbauers. 2009 überhob sich Porsche mit der geplanten Übernahme des VW-Konzerns, Wiedeking verlor seinen Job. Seitdem ist es eher ruhig um ihn geworden, ein neuer Spitzenposten folgte bisher nicht. Für Aufsehen sorgt vielmehr, dass gegen Wiedeking wegen des Verdachts auf Marktmanipulation ermittelt wird.

Vor drei Jahren schon, kurz nach Ende der schmutzigen Übernahmeschlacht mit VW, hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart den früheren Porsche-Lenker ins Visier genommen. Wiedeking und der frühere Porsche-Finanzchef Holger Härter sollen den Finanzmarkt zwischen 2007 und 2009 nicht ausreichend über die Porsche-Pläne beim VW-Einstieg informiert haben, so der Vorwurf. Mittlerweile hat VW den Spieß umgedreht und die Porsche AG komplett übernommen. Die Vorwürfe begleiten Wiedeking aber noch immer. Öffentlich äußerte er sich zu den Vorwürfen nicht - lässt sie lediglich über seine Anwälte "entschieden" zurückweisen. Ein Teil davon wurde mittlerweile fallengelassen.

Doch bald könnte das Leben in der Warteschleife für Wiedeking ein Ende haben: Die Ermittlungen der Polizei sind abgeschlossen, seine Anwälte haben nun bis Ende Oktober Zeit, auf die Vorwürfe zu reagieren. Danach entscheidet sich, ob Anklage gegen den 59-Jährigen erhoben wird - oder eben nicht. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird es frühestens im November Klarheit geben. Es sei denn, die Stellungnahmen seines Anwalts machten eine neuerliche Prüfung nötig - dann könnte sich das Verfahren noch weiter in die Länge ziehen.

Wiedekings Freund Norbert Lehmann - Geschäftsführer einer Schuhfirma, an der Wiedeking beteiligt ist - sagte einst dem "Focus": Wiedeking werde "sicher wieder aktiver ins Geschäft einsteigen", wenn die juristischen Fragen ausgeräumt seien.

Untätig ist Wiedeking aber auch ohne Spitzenposten nicht, wie er in einem seiner zuletzt seltenen Interviews betonte. "Ich bin mindestens genauso viel unterwegs wie in meiner früheren Tätigkeit", schrieb er 2011 auf eine Anfrage des "Stern". Tatsächlich ist die Liste seiner Aktivitäten lang.

Beim Pharma-Konzern Novartis sitzt er nach Angaben seines Sprechers im Aufsichtsrat, ebenso wie bei einer Berliner Kommunikationsagentur. Bei der österreichischen Immobilienfirma Signa, die zuletzt auch Interesse an der Metro-Warenhaustochter Kaufhof signalisiert hatte, ist Wiedeking als Investor tätig. Noch heute hat er selbst eine Immobilienfirma.

Wartet so jemand überhaupt noch auf einen Top-Posten?