Verurteilt wegen Lustreisen auf Firmenkosten und Schmiergeldzahlungen Ex-VW-Betriebsratschef Volkert kommt vorzeitig frei
Wolfsburg/Hamburg (dpa). Er war eine der Schlüsselfiguren in der VW-Affäre und musste als einziger Beschuldigter ins Gefängnis. Nun ist der um Lustreisen auf Firmenkosten und Schmiergeldzahlungen verurteilte Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert vorzeitig aus der Haft entlassen worden.
Etwa ein Jahr und neun Monate nach dem Antritt seiner Strafe kam Volkert gestern auf freien Fuß, wie sein früherer Verteidiger, der Hamburger Anwalt Johann Schwenn, mitteilte. Das Landgericht Braunschweig hatte den heute 68 Jahre alten Volkert im Februar 2008 wegen seiner Verstrickung in den Skandal zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt.
Er verbüßte die Strafe im offenen Vollzug. Nach Informationen des NDR verbrachte der ehemals höchste Arbeitnehmervertreter bei Volkswagen seine Haftzeit in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Burgdorf bei Hannover. Gefangene im offenen Vollzug können das Gefängnis tagsüber verlassen, müssen die Nacht aber hinter Gittern verbringen.
Das Justizministerium in Hannover bestätigte die vorzeitige Entlassung Volkerts. "Nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe wird eine bedingte Haftentlassung geprüft", hieß es.
Die VW-Affäre war 2005 ans Licht gekommen und hatte die Justiz in Niedersachsen jahrelang beschäftigt. Für Europas größten Autobauer war das Verfahren gegen Volkert ein schmerzhafter Einschnitt, sie kostete auch den damaligen Personalvorstand Peter Hartz den Job. Anders als Volkert kam der Namensgeber der "Hartz"-Gesetze und Arbeitsmarktreformen zur Zeit der rot-grünen Bundesregierung ohne eine Haftstrafe davon. Hartz wurde im Januar 2007 zu einer zweijährigen Bewährungs- sowie zu einer Geldstrafe von 576000 Euro verurteilt. Vorausgegangen war ein umstrittener Justiz-Deal.
Dagegen hatte Volkert versucht, seine Haftstrafe wieder aufheben zu lassen – erfolglos. Nach Auffassung der Richter hatte der gelernte Schmied neben seinem VW-Gehalt heimliche Boni von Hartz erhalten. Der Ex-Personalchef sagte vor Gericht aus, den mächtigen Betriebsratsvorsitzenden damit "gekauft" zu haben. Die Summe addierte sich auf fast zwei Millionen Euro.
Einer brasilianischen Geliebten verschaffte Volkert zudem ein Einkommen von VW, ohne dass sie dafür arbeitete. Neben der Zahlung von Schmiergeld ging es in der Affäre auch um Vergnügungsreisen, Bordellbesuche, Geschenke und Partys.