Konzernvorgabe nicht erreicht / Halbliter-Flasche ist aber Deutschlands meistgekaufter Bierartikel "Hasseröder" verfehlt Drei-Millionen-Ziel
"Hasseröder" ist die fünftgrößte deutsche Brauerei. Im Vorjahr kletterten die Wernigeröder auf der nationalen Rangliste einen Platz nach vorn. Dennoch haben sich 2012 nicht alle Absatzwünsche erfüllt.
Wernigerode l Wäre "Hasseröder" ein börsennotiertes Unternehmen, so hätte die Aktie dieser Tage Apple-gleich ein Problem: Einerseits ist die Halbliterflasche mit Bier aus Wernigerode bundesweit das meistgekaufte Produkt in der Braubranche, andererseits wurde das 2012er-Ziel klar verpasst: Drei Millionen Hektoliter Bier sollten aus der Produktionsstätte im Harz fließen.
Unterm Strich fehlen an dieser Konzernvorgabe von AB-InBev-Deutschland-Chef Chris Cools stattliche 224000Hektoliter. Das geht aus der Übersicht des Branchen-Fachmagazins "Inside" hervor. Demnach haben 2012 die Gärtanks insgesamt 2,776Millionen Hektoliter verlassen, in sechs verschiedenen "Hasseröder"-Sorten: Pils, Export, Vier, Granat, Schwarz und Radler.
Im Ranking aller deutschen Brauereien, die mehr als eine Million Hektoliter vorweisen können, reicht das für Platz 5 - einen Platz besser als im Jahr zuvor. Das Volumen-Quartett vor den Wernigerödern führt Branchen-Primus Oettinger mit 5,896 Millionen Hektolitern vor Krombacher (5,462Millionen), Bitburger (4,070Millionen) und Veltins (2,787Millionen) an - wobei im "Inside" jeweils das Gesamtvolumen aus allen Biersorten und Biermischgetränken angegeben wird.
Interessant bei dieser Reihenfolge, im Vergleich von 2011 zu 2012 ist das Spitzentrio unverändert, wenngleich Oettinger mit minus fünf Prozent kräftige Verluste verkraften muss, während Krombacher und Bitburger 1,4 bzw. 1,1Prozent Plus vorweisen können.
Auch für "Hasseröder" steht unterm Strich ein Wachstum von 2,6 Prozent. Würden ausschließlich die Ausstöße in der Sorte Pils verglichen, käme man auf Rang vier, nach Krombacher, Bitburger und Warsteiner.
Nachdem der US-belgische Braukonzern AB-InBev seiner Marke im Harz 2011 ein Schwarzbier und das Leichtbier "Vier" spendiert hatte, gab es zum 140."Hasseröder"-Geburtstag im Vorjahr die neue Sorte "Fürstenbräu Granat". Vorerst nur als Saisonbier für 2012 geplant, soll das bernsteinfarbene Bier nun doch weiter zum Sortiment gehören, bekräftigte AB-InBev-Konzernsprecher Oliver Bartelt.
Im Volksstimme-Gespräch wollte Bartelt zum "Inside"-Ranking, vor allem aber zu den Ausstoßzahlen keine Stellung beziehen. Stattdessen kündigte er für Ende Februar die 2012er-Absatzbilanz der deutschen AB-InBev-Formation um Beck\'s, Franziskaner und Hasseröder an, wobei traditionell keine Angaben zu einzelnen Produkten gemacht werden.
Vorab zeigte sich Deutschland-Chef Chris Cools mit dem "Hasseröder"-Vorjahr zufrieden: "Hasseröder Pils in der Halbliter-Flasche ist das meistverkaufte Gebinde im deutschen Biermarkt." National erreiche die Brauerei aus Wernigerode einen Marktanteil von rund 6,5 Prozent, im Osten betrage dieser 15,3 Prozent. "Im Pilsbereich sind wir im Osten klarer Marktführer", so Cools zur Volksstimme.
Chris Cools: "Im Pilsbereich sind wir klarer Marktführer."
Auf den Hinweis, "Hasseröder" habe die 3-Millionen-Hektoliter-Marke klar verfehlt, heißt es nun, dieses Ziel sei nicht ausdrücklich für 2012 geplant gewesen.
Im laufenden Jahr sind im Harz keine herausragenden Investitionen vorgesehen. Vielmehr soll sich die happige 30-Millionen-Euro-Investition bezahlt machen. Diese Summe hat der Konzern 2012 für jene rund 100 Millionen individuell gestalteter Pfandflaschen bezahlt, die nun mit sechskantigem Hals um durstige Kehlen buhlen.
Wichtige Themen in den kommenden Monaten sollen eine weiter hohe Produktqualität und der Premiumanspruch der Marke sein.
Dass "Hasseröder" inzwischen zum Teil zum Niedrigpreis von 6,75 Euro pro 20er-Kiste verkauft wird, wird von AB-InBev mit der Feststellung versehen, der Handel, nicht die Brauereien würde die Preise in den Märkten festlegen. Gleichwohl ist es mit nahezu ständigen Preis-Aktionen im Handel gelungen, in einem insgesamt weiter schrumpfenden deutschen Biermarkt weiter zu wachsen.
Abzuwarten bleibt daher, wie die Kunden auf die Preiserhöhung für "Hasseröder" reagieren werden. Diese wurde bereits für März angekündigt.