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Neujahrsempfang IHK Magdeburg fordert „grundlegend andere Bildungspolitik“

Auf ihrem Neujahrsempfang in Magdeburg fordert die Industrie- und Handelskammer Magdeburg eine grundlegend andere Bildungspolitik. Festredner Sven Plöger und der Ministerpräsident sorgen sich um die Demokratie.

Von Robert Gruhne 10.01.2024, 09:02
Laut IHK Magdeburg haben Schulabgänger immer häufiger Defizite.
Laut IHK Magdeburg haben Schulabgänger immer häufiger Defizite. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Magdeburg - Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg spricht sich für eine „grundlegend andere Bildungspolitik“ aus. „Die Vielzahl der Länderzuständigkeiten in Deutschland hat versagt“, sagte Vizepräsident Ralf Luther am 10. Januar auf dem IHK-Neujahrsempfang.

Betriebe müssten Defizite bei den Schülern immer häufiger mit eigenen Lehrprogrammen ausgleichen. Luther forderte deshalb, den Föderalismus in der Bildung abzuschaffen und durch bundesweit einheitliche Standards zu ersetzen. Das umfasse sowohl Lehrmaterialien als auch zentrale Prüfungen.

Zusätzlich plädiert die IHK für Praktikumsprämien und mehr praxisorientierte Berufsorientierung an den Gymnasien. „Von mir aus können wir das ruhig Unterricht in der Produktion nennen“, sagte Luther. In der DDR gab es das praktische Unterrichtsfach „Produktive Arbeit“, wo ältere Schüler in Betrieben arbeiteten.

Luther: „Verrückte“ Energiepolitik der Bundesregierung

An der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ließ Luther kein gutes Haar, ausgenommen die Zusicherung der Intel-Fördermilliarden. So bezeichnete er die Energiepolitik als „verrückt“. Der IHK-Vizepräsident sprach von einer „veritablen Vertrauenskrise zwischen Wirtschaft und Politik“. Angesichts dessen kokettierte Luther auch mit Neuwahlen.

„Der Staat muss in die Wirtschaft investieren und nicht noch mehr Wohltaten verteilen“, meinte Luther weiter. Das Bürgergeld hält er vom Namen und der Höhe für einen Fehler. Bei der Einwanderung sprach Luther sich für mehr Steuerung und eine Begrenzung aus. „Wenn Menschen Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie ablehnen, dann sind sie hier falsch“, sagte er. Würden hier keine Lösungen gefunden, drohten Deutschland ähnliche Wahlergebnisse wie in Italien und den Niederlanden.

„Trotz allem Unbill“ habe Luther den Glauben an das Positive nicht verloren. Sein Optimismus speise sich vor allem aus der Erfahrung, dass Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung bereits bewiesen habe, große Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.

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Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt: Sorge um Demokratie

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) stimmte in diese Sicht ein, aber nutzte sein Grußwort zuerst für einen Appell anlässlich der aktuellen Proteste und Streiks. Wertvolle Grundrechte wie das Demonstrationsrecht sollten mit Augenmaß ausgeübt werden, meinte Haseloff. Die Geschichte habe gezeigt, dass Generalstreiks eine Demokratie zerstören könnten. Den Unternehmern sagte er: „Sorgen Sie mit Ihrem Durchgriff und ihrer Wirkung dafür, dass die Gesellschaft nicht auseinanderbricht – bei allem Respekt vor der Artikulation von Meinungen.“

Auch der Festredner, TV-Meteorologe Sven Plöger, sorgte sich um die Demokratie. Diese sehe er gefährdet, weil populistische Strömungen die Angst des Menschen vor dem Klimawandel ausnutzten. Zur Dringlichkeit des Themas sagte Plöger mit Verweis auf die Forschung: „Der Klimawandel wird alle anderen Krisen überrollen.“

Auch der Meteorologe appellierte an die Unternehmer, ihre Möglichkeit zu nutzen, Impulse zu setzen. In Richtung Politik meinte Plöger: „Es fehlen noch die Rahmenbedingungen, dass der, der die Umwelt verschmutzt, nicht reicher wird als der, der sie sauber hält.“