Vom einst größten Versandhändler in Deutschland sicherten sich Konkurrenten die Kundendaten Katzenjammer ein Jahr nach der Neckermann-Pleite
Frankfurt/Main (dpa). Ein Jahr nach der Neckermann-Pleite ist der einstmals größte Versandhändler der Republik weitgehend abgewickelt. Kleinere Teile der früheren Ikone des deutschen Wirtschaftswunders sind bei Konkurrenten integriert worden - doch die allermeisten der zuletzt noch 2000 Jobs sind von der Bildfläche verschwunden.
Nach Informationen der "Wirtschaftswoche" gab es zunächst heftige Auseinandersetzungen mit dem Neckermann-Eigner Sun Capital, der die Neckermann-Geschäftskonten blockieren wollte. Die Amerikaner setzten schließlich durch, an den Verkaufserlösen für die Markenrechte beteiligt zu werden. Die gingen an den Hamburger Otto-Versand, der seit Februar eine Website "neckermann.de" mit dem Hinweis "powered by Otto" betreibt. Man sei mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Portals zufrieden, heißt es.
Den Zugriff auf die Kundendaten sicherten sich neben Otto auch die Versender Ulla Popken und Klingel sowie die Targo-Bank, berichtet die Zeitschrift. Verschiedene Inkasso-Unternehmen zahlten für schwierige Forderungen gegen Kunden. Der operativ erfolgreiche Übergrößen-Versender "Happy Size" war zuvor schon an den Klingel-Versand aus Pforzheim gegangen, der auch einen Großteil der rund 80 Mitarbeiter weiterbeschäftigen wollte. Auch für das gerade errichtete Hochregallager in Frankfurt fand sich ein Käufer.
"Mindestens die Hälfte der Neckermann-Beschäftigten hat nach der Pleite keinen neuen Job gefunden", klagt Verdi-Sekretär Wolfgang Thurner heute. Genaue Statistiken der Arbeitsagentur liegen dazu aber nicht vor.
Ein Jahr nach der Pleite rechnet Insolvenzverwalter Joachim Kühne für die Gläubiger zwar mit einer Quote, warnt aber vor überzogenen Erwartungen. Für die Teilgesellschaft der Neckermann Logistik GmbH ist bereits Masseunzulänglichkeit angemeldet worden, so dass dort vermutlich nichts zu holen sein wird. Die rund 50000 Gläubiger haben Forderungen in einer Gesamthöhe von 341 Millionen Euro aufgestellt. "Ein Verfahrensende ist noch nicht absehbar", sagt Kühne.