RWE: Untersuchungen abgeschlossen Kraftwerk in Arneburg geht die Luft aus
Magdeburg. Mit Gas- und Kohlekraftwerken lässt sich derzeit in Deutschland kein Geld verdienen. Energieversorger stellen Milliardenprojekte zurück. Keine Zukunft hat derzeit ein Steinkohlekraftwerk in Arneburg bei Stendal, das über Jahre die Gemüter in der Altmark erhitzt hat. Der Energiekonzern RWE plant nicht mehr damit.
Ein Energiekonzept der Bundesregierung, das es nicht gibt, der durch erneuerbare Energien verursachte Preisdruck an der Strombörse und Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung - das ist der Stoff, warum es beim Bau von Kraftwerken in Deutschland nicht mehr vorangeht.
Wegen unklarer politischer Rahmenbedingungen und zunehmender Unwirtschaftlichkeit legt die Energiebranche ihre Pläne für Kraftwerksneubauten vielfach auf Eis. Nach einer Kraftwerksliste des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fehlt derzeit für 22 Neubauprojekte eine konkrete Investitionsentscheidung. BDEW-Chefin Hildegard Müller: "Beim Kraftwerksbau droht eine neue Eiszeit."
Ein Schlussstrich wird jetzt offenbar auch in der Altmark, in Arneburg bei Stendal, gezogen. Hier hatte der Energiekonzern RWE Absichten gehegt. "Wir haben in Arneburg Untersuchungen vorgenommen, um im Rahmen der Standortvorsorge zu prüfen, ob sich der Standort für ein Kohlekraftwerk eignet", sagte RWE-Generation-Sprecher Lothar Lambertz gestern der Volksstimme. "Diese Untersuchungen laufen seit 2010 nicht mehr." Und weiter: "Wir hatten schon damals die Einschätzung geäußert, dass es unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht wirtschaftlich ist, neue Kohlekraftwerke in Angriff zu nehmen. Diese Situation hat sich eher noch verschlechtert."
Ist das der Todesstoß für den Kohlemeiler in der Altmark? Lambertz: "Alternative Nutzungsmöglichkeiten verfolgen wir derzeit nicht."
Konkrete Vorstellungen des Essener Konzerns über Umfang und Volumen eines möglichen Kraftwerkes waren nur spärlich an die Öffentlichkeit gedrungen. Vorbild für das Kraftwerk in Arneburg sollte das RWE-Kraftwerk Westfalen (Nordrhein-Westfalen) mit zwei Steinkohlkraftwerksblöcken und einer Leistung von insgesamt 1600 Megawatt sein. Der Baubeginn für das Milliardenobjekt war auf das Jahr 2011 fixiert, die Fertigstellung für 2015/16 geplant.
Dagegen hatte sich in der Altmark unter anderem aus umweltpolitischen Gründen Unmut geregt. Zudem hatte der Kreistag des Landkreises Stendal den Bau eines Kraftwerkes im Gewerbe- und Industriegebiet Arneburg abgelehnt.
Unterdessen hält die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) an ihren Plänen für den Bau eines Braunkohlekraftwerkes am Tagebau Profen (Burgenlandkreis) fest. 1,3 Milliarden Euro sollen investiert werden. Das Unternehmen argumentiert, dass Braunkohle noch jahrzehntelang als Brennstoff benötigt werde, weil die erneuerbaren Energien keine planbare Leistung liefern und daher Kapazitäten benötigt würden, die rund um die Uhr 100 Prozent Strom bereitstellen. Die Mibrag geht davon aus, dass ab 2015 "bei gegebener Rechtssicherheit sowie Wirtschaftlichkeit ein möglicher Investitions- und Baubeschluss gefasst werden könnte". In diesem Fall könnte das Kraftwerk "nach einer fünfjährigen Bauzeit 2019 oder 2020 ans Netz gehen". Meinung