MTU Reman Technologies arbeitet gebrauchte Aggregate auf - und liefert die Rezepte in alle Welt Magdeburg ist Mekka für Dieselmotoren
Die MTU Reman Technologies GmbH in Magdeburg, vormals SKL-Motor, schaut zuversichtlich in die Zukunft. Das Unternehmen ist auf die Überholung und Aufarbeitung von Dieselmotoren spezialisiert und erwartet anhaltend hohes Wachstum.
Magdeburg l "In Magdeburg werden aus gebrauchten Dieselmotoren fast neue Motoren gemacht, aber wir stellen hier auch die Weichen dafür, wie die Diesel- und Gasmotoren der MTU in zehn Jahren aussehen."
In nur einem Satz fasst Wilfried Probian die erfolgreiche Entwicklung eines Unternehmens zusammen, das 1883 als ältestes Magdeburger Industrieunternehmen gegründet wurde, unter dem Namen SKL zu DDR-Zeiten seinen renommierten internationalen Ruf ausbaute und jetzt unter dem Namen MTU Reman Technologies GmbH firmiert. Die MTU, der Name steht für Motoren- und Turbinen-Union, zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Großdieselmotoren und kompletten Antriebssystemen mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee.
Im Werk im Magdeburger Ortsteil Fermersleben dreht sich auch heute noch alles um Dieselmotoren. Hier werden aus alten neue Antriebe gemacht. Ob Schiffsdiesel, Eisenbahnantrieb oder dezentrale Stromaggregate von MTU oder MTU Onsite Energy - Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt ist das Aufarbeitungszentrum der MTU-Mutter, der weltweit agierenden Tognum-Gruppe, für den Raum Europa, den Mittleren Osten und Afrika.
Pro Tag verlässt ein runderneuerter, bis zu zehn Tonnen schwerer Motor das Unternehmen, berichtet Geschäftsführer Probian. Die Aggregate mit einer Leistung zwischen einem und zwei Megawatt werden auf einer Taktstraße per Hand zerlegt, jedes Teil von der Kurbelwelle bis zum Zylinderkopf gewaschen, aufgearbeitet, wieder zu einem Motor zusammengefügt, dann lackiert und verpackt.
Am Ende bekommt der Kunde einen so gut wie neuen Motor. Dieser ist deutlich billiger als ein "Frischling" und schnell ausgeliefert - so wie beispielsweise die mehr als 100 generalüberholten Motoren für englische Hochgeschwindigkeitszüge.
Probian bezeichnet diesen Werdegang als "standardmäßige Überholung von Motoren auf der Grundlage industrieller Prozesse". Der Experte spricht vom Remanufacturing.
Die technologische Herausforderung bestehe in der Aufarbeitung verschlissener Teile, macht Probian deutlich. Es sei längst nicht damit getan, Ablagerungen auf Motorenteilen abzuhobeln. "Wir müssen Technologien finden, wie es beispielsweise unter den Bedingungen der Serienproduktion gelingen kann, durch Kühlwasser ausgewaschene Motorenteile über den Auftrag von bestimmten Materialien wieder auf ihr optimales Maß zu bringen."
Das gelingt offenbar mit Erfolg. Nach den in Magdeburg gefundenen Rezepturen und darauf basierenden Dokumentationen lässt Tognum auch in ihren Werken in Asien und Nordamerika Dieselmotoren aufarbeiten.
Dass das Geschäft rund läuft, veranschaulicht Probian mit dem Hinweis auf die Beschäftigtenzahlen. "Wir haben im Jahr 2008 das Remangeschäft mit 80 Mitarbeitern begonnen. Jetzt sind schon 285 Frauen und Männer im Unternehmen." Zum Ende des Jahres könnte die Zahl auf über 300 steigen, ist Probian zuversichtlich. Umsatzzahlen gibt das Unternehmen nicht an. Diese werden nur intern mit der Mutter abgerechnet.
Zusammenarbeit mit Hochschulen und Fraunhofer
Sein Optimismus gründet sich nicht nur auf den reinen Motorenausstoß, sondern auch auf die Umsetzung von Forschungsergebnissen, die das Unternehmen mit der Otto-von-Guericke-Universität, der Hochschule Magdeburg-Stendal und dem Fraunhofer-Institut in Magdeburg abliefert. "Gemeinsam arbeiten wir unter anderem an Brennverfahren für Gas und Diesel für die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von MTU in Friedrichshafen oder erproben neue Bauteile", nennt Probian nur zwei Beispiele für die "enge Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft".
Und was ist mit den insgesamt 90000 Dieselmotoren, die bei SKL zu DDR-Zeiten unter anderem für die sowjetische Hochseeflotte gebaut wurden? Die Geschäftsbeziehungen nach Russland seien derzeit nicht von großer Intensität geprägt, drückt es Probian diplomatisch aus. Er geht davon aus, dass weltweit noch 20000 SKL-Motoren im Einsatz sind. In einem gewissen Umfang würden dafür noch Ersatzteile vorgehalten. SKL habe schon zu DDR-Zeiten das Ersatzteilgeschäft oft anderen überlassen.