Trotz Hochsommer Mit Video: "Meshpack" in Sachsen-Anhalt - Wo für Mitarbeiter ganzjährig Weihnachten ist
Das Unternehmen Meshpack aus Kusey fertigt Verpackungsnetze aus Plastik und ist mehrfach preisgekrönt. Geschäftsführer Thomas Hartung hat auch eine ökologische Ader. Mehr dazu auch im Video.

Kusey - Weihnachten steht bei Meshpack das ganze Jahr vor der Tür. Rund 30 Millionen Bäume holen sich die Deutschen pro Jahr an den Feiertagen in die Wohnungen, meistens eng verschnürt in Plastiknetzen. Viele davon kommen aus dem 800-Einwohner-Dorf Kusey in der Altmark.
„Wir sind der einzige netzproduzierende Betrieb in Deutschland“, sagt Thomas Hartung, der Geschäftsführer von Meshpack. Er hat die Firma gemeinsam mit seinem Bruder Michael Hartung vor drei Jahren übernommen.
Im Video: Wie und wofür mehr als 600 Tonnen Netze jährlich bei Meshpack in Klötze hergestellt werden
Frühere Eigentümer wollte Meshpack schließen
Damals sah es nicht gut aus für Meshpack. Eine österreichische Firma hatte 1997 die Netzproduktion in Kusey aufgebaut. Später übernahm ein griechischer Konzern. Der brachte 2018 viele der Maschinen, vor allem für die Kartoffelsack-Produktion, nach Griechenland und entließ 30 Mitarbeiter. Als der Standort in Kusey aus Kostengründen ganz schließen sollte, schalteten sich die Hartungs ein.
Die Brüder haben in Klötze seit vielen Jahren einen Heizungs- und Sanitärbetrieb. Ein Kunde war Meshpack. Werk und Mitarbeiter waren also bereits bekannt. Die Hartungs trauten sich zu, Meshpack weiter zu betreiben. Ihre Heimatverbundenheit spielte auch eine Rolle. „So viele Betriebe gibt es hier nicht. Das wäre traurig gewesen“, sagt Thomas Hartung.

Sie übernahmen das komplette Unternehmen samt vier Hektar Betriebsgelände mit 8000 Quadratmetern Produktionsfläche, knapp 40 Maschinen und 35 Mitarbeitern. Thomas Hartung ist der „Zahlenmensch“, Michael Hartung kümmert sich eher um das Technische.
Meshpack hat in Kusey heute 42 Mitarbeiter
Mittlerweile arbeiten bei Meshpack 42 Menschen, die von Montag bis Freitag rund um die Uhr produzieren. So entstehen im Jahr 100 Millionen Meter Weihnachtsbaumnetz, was zwischen 50 und 60 Prozent der Produktion ausmacht. Meshpack stellt auch Verpackungsnetze für Obst und Gemüse her, hinzu kommen Vogelschutznetze für den Obst- und Gemüseanbau. Die Firma beliefert Kunden weltweit.
Die Netze fertigt Meshpack aus dem Kunststoff Polyethylen. Das Granulat wird zu Fäden verarbeitet und dann „verwirkt“, also verwebt. „Wir versuchen, so weit wie möglich zu automatisieren, aber es steckt noch viel Handarbeit im Produkt“, sagt Thomas Hartung. Gerade bei den Weihnachtsbaumnetzen: Händisch wird das Netz am Ende aufgezogen, damit es als Manschette beim Weihnachtsbaumverkauf in die Trichter gesteckt werden kann.

Den verwendeten Kunststoff bezeichnet Hartung als „dankbar“. Man kann ihn theoretisch immer wieder verwerten. Praktisch hat Meshpack hierfür noch keine Lösung gefunden, denn: Wie soll der Abfall von Baumärkten und Discountern wieder zurück zum Werk kommen und wie soll er gereinigt werden? „Wir produzieren eigentlich 600 bis 700 Tonnen Müll im Jahr“, gesteht Hartung. Bisher ist nur ein Bruchteil des verwendeten Kunststoffs recycelt – aus eigenen Abfällen oder zugekauft. Den Anteil will Hartung weiter erhöhen.
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Meshpack hat erstes Verpackungs-Netz aus Maisstärke hergestellt
Der Unternehmer hat nach eigener Aussage eine „ökologische Ader“. Meshpack hat vor einem Jahr ein neu entwickeltes Bionetz auf den Markt gebracht. Es besteht aus Maisstärke. „Das hat bis dato noch niemand geschafft, daraus ein Netz herzustellen“, sagt Hartung.
Der Verkauf läuft jedoch schleppend. Bisher konnte Meshpack nur ein paar Paletten Bionetz verkaufen. Grund ist laut Hartung der Preis: „Ein herkömmliches Weihnachtsbaumnetz kostet 12 bis 15 Cent. Das Bionetz kostet 50 Cent.“ Zwei Kilo Zwiebeln in einem Bionetz würden aktuell fünf Cent mehr kosten. „Am Ende liegt es an uns Verbrauchern“, meint Hartung auch. Wenn aber der Absatz steige, werde auch die Produktion günstiger.
Für das Bionetz gab es im Juni den „Vorsprung“-Preis des Ostdeutschen Wirtschaftsforums. 2022 bekam Meshpack den Wirtschaftspreis Altmark. Als „Hidden Champion, noch dazu mit grünem Fußabdruck“, bezeichnete das Wirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt Meshpack.
Dieser Fußabdruck wird weiter kleiner. Eine Photovoltaik-Anlage liefert seit dem vergangenen Jahr gut ein Drittel des im Werk benötigten Stroms. Auch über eine Wasserstoff-Anlage denkt Thomas Hartung nach, damit Meshpack den selbst erzeugten Strom nachts nutzen kann.
Der Geschäftsführer packt für mehr Klimaschutz gern aktiv an, statt nur zu meckern. Er meint: „Ich kann mich auf die Straße kleben, aber ich könnte auch im Harz Bäume pflanzen.“ Oder wie Meshpack Schritt für Schritt für weniger Plastikmüll sorgen.