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Überraschung im Urlaubsland: Gebühren oder zu hohe Spritpreise fürs Volltanken des Leihautos Mietwagenfirmen tricksen mit Tank-Service

Von Arne Bensiek 09.07.2012, 03:36

Mietwagenfirmen in Südeuropa und Großbritannien locken mit Tiefpreisen, verstecken dafür aber immer häufiger zusätzliche Kosten in einer für Deutsche ungewohnten "Full Tank Option".

Magdeburg l Das übliche Mietwagen-Prozedere hierzulande ist: Der Kunde erhält das Auto vollgetankt und gibt es auch vollgetankt wieder ab. So muss er nur das Benzin bezahlen, das er tatsächlich verbraucht hat. Allerdings muss der Mieter, bevor er das Auto abgibt, Zeit für einen letzten Tankstop einplanen. Da setzen viele Mietwagenfirmen, auch große Namen wie Avis und Europcar, an.

In Italien, Spanien, Griechenland, Großbritannien und Irland hat sich die "Full Tank Option" als Standard durchgesetzt. Der Kunde bekommt seinen Mietwagen vollgetankt ausgehändigt, soll ihn aber leer abgeben. Das Geld für die erste Tankfüllung verlangen die Verleiher in der Regel, bevor der Kunde sich ans Steuer setzt.

In den Geschäftsbedingungen steht zwar, für diese erste Tankfüllung werde der aktuelle Literpreis herangezogen. Tatsächlich berechnet zum Beispiel Avis auf Zypern für den 35-Liter-Tank eines Kleinwagens 60 Euro, was einem Literpreis von 1,71 Euro entspricht. Dabei kostet der Liter Super an den Tankstellen der Mittelmeerinsel 40 Cent weniger. Wer den Nepp erst später bemerkt, sollte sich beim Anbieter beschweren, am besten durch Vorlage einer Tankquittung. Beim größten deutschen Automobilclub ADAC haben sich bereits zahlreiche Autofahrer gemeldet, die von verdeckter Abzocke sprechen. "Die Full Tank Option ist sicher die, bei der man das Kleingedruckte am besten studieren sollte", sagt ADAC-Sprecher Klaus Reindl. "Viele Kunden übersehen das", berichtet Frieder Bechtel vom Produktvergleichsportal billiger-mietwagen.de.

Es gebe aber noch offensichtlicheren Wucher: Anbieter, die nicht beim Benzinpreis tricksten, erhöben gern eine Servicegebühr für das Auftanken nach Rückgabe des Mietwagens. "Die 30 Euro, die manche dafür nehmen, stehen in keinem Verhältnis zur Leistung", so Bechtel. Gerade bei den günstigsten Angeboten, die online gebucht werden müssten, habe der Kunde oft keine Wahl und bekomme eine "Full Tank Option" vorgeschrieben."

Problematisch ist das Prozedere, das auch mal "Fuel Service Option" oder "Full-to-empty" heißt, erst recht für Kurzurlauber. Viele fahren den Tank nicht leer. Wer einen halb vollen Tank abgibt, bekommt das Geld für das Restbenzin nicht erstattet. Wer das Auto aus Gewohnheit vor der Rückgabe volltankt, braucht nicht auf Kulanz zu hoffen. "Nach Abschluss der "Full Tank Option" akzeptiert der Mieter diese Bedingung", sagt eine Sprecherin von Europcar Deutschland.

"Wir distanzieren uns von solchen Praktiken", so Klaus Spurgat von der Berliner Mietwagenfirma Lex. Der Trend hin zur neuen Tankoption sei der Auswuchs des Preiskampfes in der Branche. "Da wird mit niedrigen Preisen gelockt und das Geld an anderen Stellen wieder hereingeholt. Voll übernehmen und voll abgeben ist die ehrlichste Tankoption."