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Sachsen-Anhalt Rekordpreis für Kakao setzt Schokoladen-Hersteller unter Druck

Der Preis für Kakao hat sich innerhalb kurzer Zeit verfünffacht. Welche Gründe der Preisanstieg hat und wie Schokoladen-Hersteller aus Sachsen-Anhalt reagieren.

23.12.2024, 19:37
Gerade zu Weihnachten ist Schokolade als Geschenk beliebt.
Gerade zu Weihnachten ist Schokolade als Geschenk beliebt. Symbolfoto: Alicia Windzio/dpa

Tangermünde/Wernigerode - Der Kakao-Vorrat der Konditorei Stehwien aus Tangermünde geht zur Neige. „Im August haben wir das letzte Mal gekauft“, sagt Geschäftsführer Olaf Stehwien. Der Süßwaren-Hersteller kämpft wie die gesamte Branche mit den Kakaopreisen, die aktuell auf Rekordniveau liegen.

Weil das Unternehmen auch Produkte mit wenig oder ohne Kakao im Angebot hat, sei die Preissteigerung „nicht existenzbedrohend“, betont Stehwien. Die Produktion eines Schokoriegels für einen Discounter hat das Unternehmen wegen des Kakaopreises aber eingestellt. „Bei dem Preis ist es nicht mehr möglich, einige Produkte zu produzieren“, schildert der Unternehmer.

Eine Tonne Kakao kostete vergangene Woche etwa 12.000 Euro. So teuer war der Rohstoff selbst beim bisherigen Rekord im April nicht. Zum Vergleich: Jahrelang lag der Kakaopreis recht stabil zwischen 2.000 und 2.500 Euro pro Tonne. Seit 2023 ist das vorbei.

Die Kakaopreise sind in die Höhe geschossen.
Die Kakaopreise sind in die Höhe geschossen.
Grafik: MRM/Kroschel

Hohe Kakaopreise sind auch Folge des Klimawandels

Mehrere Dinge kommen zusammen, die den Kakaopreis in die Höhe treiben. Zum Einen gab es Missernten in den Anbauländern, vor allem in Westafrika. „Die Klimakrise macht sich bemerkbar“, schätzt die Naturschutzorganisation WWF ein. Dürren, Starkregen und Schädlingsbefall führen demnach zu geringeren Erträgen und schlechter Qualität. Der Kakaobaum ist empfindlich und braucht eine gleichbleibend feuchtwarme Umgebung.

Laut Olaf Stehwien kommt noch ein Grund hinzu: „Für diesen Preisanstieg reicht kein Schädling als Erklärung. Da sind Spekulanten am Werk.“ Wie die meisten, gerade kleineren Schokoladenhersteller, hat er keine eigenen Plantagen, sondern kauft den Kakao ein. Seit die Erträge so schlecht sind, ist das Lebensmittel zu einem Spekulationsgut geworden. Bei den Kakaobauern, die oft in Armut leben, kommt davon kaum etwas an.

Der teure Kakao macht auch Schokolade teurer, was gerade zur Weihnachtszeit auffällt. Etwa acht Prozent mehr kosten klassische Weihnachtsartikel aus Schokolade laut dem Marktforschungsinstitut YouGov im Vergleich zum Vorjahr. Gekauft wird trotzdem: Der Umsatz ist mitgewachsen.

Hersteller suchen Alternativen zu Kakao

Einer der größten Schokoladen-Hersteller in Sachsen-Anhalt ist Wergona aus Wernigerode. Hier arbeiten in der Saison bis zu 450 Mitarbeiter. Die höheren Preise für Kakao und Schokolade bestätigt ein Sprecher. Der Handel sei mit Bestellungen in diesem Jahr zudem „etwas vorsichtiger“ gewesen. Das Volumen sei leicht zurückgegangen.

Der Sprecher weist auf ein weiteres Problem hin: „Die Kosten sind ja auch nicht nur auf der Rohstoffseite gestiegen.“ Verpackung, Logistik, Löhne und Bürokratie verursachten höhere Kosten. Wergona arbeite wegen der hohen Preise mittlerweile auch viel an Kakaoalternativen, zum Beispiel auf Sonnenblumenkernbasis.

Wie sich der Kakaopreis weiter entwickelt, ist offen. „Wir sind aktuell in Verhandlungen mit Kunden“, sagt Olaf Stehwien. Sie entscheiden, ob sie die Produkte auch zu einem höheren Preis anbieten wollen.

An die Zukunft der Süßwarenproduktion in Tangermünde glaubt Stehwien trotzdem. Die Nachfrage nach den Produkten ist gut. Die Konditorei Stehwien ist unter anderem für die „Nährstange“ bekannt. Dieser Tage hat das Unternehmen, das 25 Mitarbeiter hat, eine neue Fabrik bezogen, weil in der alten der Platz nicht mehr reichte.