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Neues aus dem Harz: Leuchtender Stift hilft beim Schreibenlernen Schreibgerätehersteller Schneider kann mehr Aufträge verbuchen

Von Tom Koch 16.06.2010, 05:18

Auf einen guten Start ins Geschäftsjahr 2010 und steigende Auftragseingänge kann die Firma Schneider in Wernigerode verweisen. Der traditionsreiche Schreibgerätehersteller aus dem Harz hat einen einzigartigen Stift entwickelt, der das Schreibenlernen sichtbar erleichtern hilft. Das haben erste Tests in Schulklassen ergeben.

Wernigerode. Weltweit, auf nahezu allen Kontinenten, wird mit Stiften aus Wernigerode geschrieben. In 126 Länder, so Geschäftsführer Peter Witteweg im Volksstimme-Gespräch, exportiere die Firma Schneider ihre Produkte. Allein an sogenannten Tintenrollern verlassen pro Jahr 14 Millionen Exemplare die Produktion in Wernigerode.

Das erste Quartal 2010 sei vergleichbar mit 2008, das als bislang umsatzstärkstes Jahr in den Geschäftsbüchern stehe. Witteweg zufolge stehe gegenüber dem Vergleichsquartal im Krisenjahr 2009 ein fast achtprozentiges Plus in den Büchern. Konkrete Zahlen des familiengeführten Unternehmens aus Baden-Württemberg wollte er indes nicht nennen. Dafür verwies er darauf, dass es bei Schneider keine Kurzarbeit gegeben habe – eine Ausnahme in der Branche. Zudem sei 2009 die Produktion aufgerüstet worden. In neue Maschinen für den Kunststoff-Spritzguss und in die Ausstattung der Montageabteilung wurden 1,6 Millionen Euro investiert.

115 feste Mitarbeiter hat das Harzer Unternehmen, das im kommenden Jahr 65 Jahre Schreibgeräte-Fertigung in Wernigerode feiern kann. Studenten und Zeitarbeiter würden helfen, Auftragsspitzen zu bewältigen. Großer Wert, so Peter Witteweg, werde auf eine starke Entwicklungsabteilung gelegt. Allein 45 Mitarbeiter seien in den Bereichen Konstruktion, Werkzeugbau, Erzeugnisentwicklung und Spritzguss tätig – auch deshalb, weil "Made in Germany" ein Versprechen aus Qualität, Design und Preis sei, das weltweit anerkannt werde. Am Wettlauf um das billigste Schreibgerät werde sich Schneider nicht beteiligen. Die Kundschaft, beispielsweise zunehmend im Baltikum, honoriere diesen Weg. Witteweg ist der Hinweis wichtig, dass im heimatlich schwäbischen Unternehmen nicht allein die Ökonomie zähle: "Auf ökologische wie soziale Aspekte legen wir bei unserem Einkauf und bei der Herstellung großen Wert. Die Firma Schneider ist die einzige in der Branche, die seit zehn Jahren nach dem weltweit strengsten Umwelt-Management-System EMAS zertifiziert ist."

Füllhalter, Tinten- und Patronenroller, Stifte wie Fineliner und Textmarker und Patronen sowie Tintensysteme werden in Wernigerode produziert, teilweise auch für andere namhafte Hersteller.

Erfolgreicher Auftritt auf "didacta"-Messe

Das neueste Produkt ist ein eine Art "Blink-Füller", ein Tintenroller mit einem Warnlicht am Stiftente. Produktmanager Michael Klehm erklärt das Besondere an diesem Schreibgerät: "Das Licht leuchtet immer dann auf, wenn der Schreibdruck zu hoch ist." Vorschülern und Erstklässlern soll mit diesem Stift das Schreibenlernen erleichtert werden.

Eine lockere und entspannte Handhabung ist das Ziel, zittrige und verkrampfte Hände, Ermüdung und Konzentrationsmangel können laut Klehm deutlich reduziert werden. Erste Befürchtungen, der blinkende Stift lenke die Mädchen und Jungen zu sehr ab, schlimmer noch: Sie fühlten sich gar herausgefordert, ihren Stift so oft wie möglich leuchten zu lassen, hätten sich nicht bestätigt.

Das haben erste Tests in Wernigeröder Schulklassen gezeigt. Wie Klehm berichtete, seien Lehrer wie Schüler vom neuen Schreibgerät begeistert gewesen. Und ebenso die Fachwelt. Erstmals im März Bildungs-Fachmesse "didacta" in Köln vorgestellt, gab es sofort Order über 10 000 solcher Exemplare. An einem Internet-Gewinnspiel der Firma haben sich bundesweit Schulklassen beteiligt, um einen Klassensatz der Stifte zu erhalten, die unter dem Namen "Base Senso" vertrieben werden. Pro Bundesland gab es zwei Gewinner, in Sachsen-Anhalt eine Schule in Wolfen und die Magdeburger "Nordwest"-Grundschule, informiert Michael Klehm.

Maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Stiftes, der bis zu 150 000 Mal aufleuchten können soll, hat der Mediziner Robby Sacher, der in Dortmund eine Praxis für manuelle Medizin (Chirotherapie) hat und sich mit der Wiederherstellung der Beweglichkeit von Gelenken befasst.

Laut Sacher, er stammt übrigens aus Bernburg, werde beim Schreiben mit dem neuen Stift nicht nur der richtige Schreibdruck vermittelt ("Der Kraftaufwand der Handmuskulatur wird kontrolliert und reguliert."), auch die Feinmotorik der Kinder verbessert.

Quasi als idealer Übergang zum Schreiben mit sauberer Handschrift und einem Füller. Keine Frage, dass für die beiden Wernigeröder Peter Witteweg und Michael Klehm dafür eigentlich nur Füllhalter aus dem Hause Schneider in Frage kommen.