Corona-Krise Traditionsfirma FAM entlässt in Magdeburg viele Mitarbeiter
Die Corona-Krise hat den traditionsreichen Anlagenbauer schwer getroffen. Der Standort Magdeburg ist offenbar zu teuer: Das Unternehmen will wieder wettbewerbsfähiger werden. Die Pandemie hat die Traditionsfirma zudem Aufträge gekostet, weil Großkunden nicht in neue Technik investiert haben.
Magdeburg - Der Maschinenbauer FAM streicht in Magdeburg bis Jahresende zahlreiche Stellen. Nach Volksstimme-Informationen sind Hunderte Jobs in Gefahr. Wie viele der knapp 600 Arbeitsplätze genau betroffen sind, ist noch unklar, weil die Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung noch am Anfang stehen. „Ich gehe von einem signifikanten Abbau von Arbeitsplätzen am Standort Magdeburg aus“, sagte Torsten Gerlach, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Magdeburger Förderanlagen und Baumaschinen GmbH.
Die Corona-Krise hatte FAM zuletzt stark getroffen. Neue Aufträge hat es in den vergangenen Monaten kaum gegeben, die Branche hatte sich weltweit mit Investitionen zurückgehalten.
Zudem sei unter anderem die Fertigung der großen Maschinen für die Gewinnung von Rohstoffen in Magdeburg nicht mehr wettbewerbsfähig – vor allem mit Blick auf Lohn- und Logistikkosten. Statt die Anlagen komplett in der Landeshauptstadt zu bauen, soll Technik künftig eingekauft werden. Das sei im Vergleich zur Fertigung günstiger. „Wir müssen effizienter und schlanker werden“, sagt der Geschäftsführer, der seit vergangenem Jahr im Amt ist.
Gerlach will trotz der Einschnitte am Standort Magdeburg festhalten, spricht sogar von einem Kraftzentrum. Tatsächlich haben die anderen Standorte des Unternehmens in Chile, Brasilien, Kanada, Indien und Russland an Bedeutung gewonnen. Gerlach will mit einem globalen Netzwerk-Konzept künftig wieder erfolgreich sein. „Im zweiten Halbjahr 2021 hoffe ich auf erste Erfolge.“
Der Maschinenbauer aus dem Magdeburger Stadtteil Sudenburg war Anfang der 90er Jahre als eines der ersten ostdeutschen Maschinenbauunternehmen privatisiert worden. Die Firma kann auf eine mehr als 100-jährige Geschichte zurückblicken. In den letzten Jahren steckte FAM aber in einer Krise, seit 2017 befindet sich die Firma in einer Sanierungsphase. In guten Jahren hatte FAM bis zu 200 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Zahlen, die das Unternehmen zuletzt nicht mehr erreichen konnte.
FAM war Anfang des Jahres in die Schlagzeilen geraten, weil die Staatsanwaltschaft gegen frühere Manager wegen des Verdachts auf Untreue ermittelt. Der Stellenabbau stehe damit aber nicht in Verbindung, sagte Gerlach.
Der Abbau von Arbeitsplätzen bei FAM hatte schon vor Monaten begonnen. So wurden bei Servicegesellschaften in der Lausitz Jobs gestrichen. Weltweit beschäftigt FAM mehr als 1000 Mitarbeiter. Das Unternehmen fertigt Anlagen für die Gewinnung und Förderung von Kohle, Kupfer und Eisenerz. Vor allem auf die letzten beiden setzt FAM künftig beim Bau von Groß-Maschinen.