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"Supporter" der Bandidos sollen im Sommer 2013 einen Café-Besitzer aus Quedlinburg verprügelt und das Inventar zerschlagen haben Rocker-Boss aus Thale steht nach Überfall vor Gericht

Von Matthias Fricke 08.01.2014, 02:03

Magdeburg l Vor dem Magdeburger Landgericht hat am Dienstag der Prozess gegen zwei Mitglieder lokaler Rockergruppen in Thale unter strengen Sicherheitskontrollen begonnen.

Die beiden Angeklagten sollen gemeinschaftlich mit weiteren noch gesondert verfolgten Männern in der Nacht zum 31. August 2013 ein Café in Quedlinburg überfallen, das Inventar zerschlagen und den Inhaber krankenhausreif geschlagen haben. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft gemeinschaftlich begangene gefährliche Körperverletzung vor. Der 25-jährige Steven H. soll zum Zeitpunkt des Überfalls Präsident des "Chicanos MC Thale" gewesen sein. Der Motorradclub ist ein sogenannter Supporter. Es handelt sich dabei um Sympathisanten der Bandidos, die unterste Ebene in der Club-hierarchie.

Die Supporter erledigen oft die Drecksarbeit, erklärt der ermittlungsführende Beamte als Zeuge dem Gericht. Inzwischen sei der Angeklagte nach seinem Wissen aber zum "Prospect" aufgestiegen. Es ist eine Vorstufe zur Vollmitgliedschaft der Bandidos. Sein 23-jähriger Mitangeklagter Davit G. ist bei den befreundeten Alligators, ebenfalls ein Supporter der Bandidos. Ihm werden neben dem Überfall auf das Café noch weitere Körperverletzungen am 15. Mai 2011 und am 10. Juli 2013 in Thale vorgeworfen.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft haben etwa zehn der Rocker in jener Nacht gegen 3.30 Uhr, darunter auch die Angeklagten, das Café überfallen und den Inhaber mit Stühlen, Barhockern und einer Flasche krankenhausreif geschlagen. Noch als das Opfer am Boden lag, sollen die Angeklagten auf den Mann eingeschlagen haben. Wie durch ein Wunder trug er keine schweren bleibenden Schäden davon.

Bereits zwei Stunden vor der Tat war es zu Übergriffen in dem Café gekommen, bei dem es weitere Verletzte gab. Wegen dieser Straftaten wird noch gesondert ermittelt.

Das Motiv des Überfalls lag zum Prozessauftakt noch im Dunkeln. Die Staatsanwaltschaft vermutet einen "Kampf um die Club-Türen" im Harz. Die Rocker wollen bestimmen, wer in welchen Clubs und Cafés die Hoheit hat. In der von seinem Anwalt Harald Tillmann verlesenen Stellungnahme erklärte der Angeklagte Steven H. hingegen, die Tat hätte nichts mit seiner Mitgliedschaft bei den "Chicanos" zu tun. Er wollte sich nur für einen Angriff im Jahr 2010 rächen. Das spätere Opfer habe ihn mit einem "zwei Meter großen Mann" angegriffen und geschlagen. Er sei erst drei Jahre später dazu gekommen, die "offene Rechnung" zu begleichen, weil er längere Zeit in Haft saß.

Die Verhandlung wird am 24. Januar fortgesetzt.