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Sachsen-Anhalt-Derby Traurige Bilanz nach FCM gegen HFC

40 Zugumleitungen wegen eines Brandanschlages auf die Bahn und zertrümmerte Toiletten - das Fußball-Derby FCM-HFC hinterlässt Zerstörung.

Von Matthias Fricke 27.11.2017, 18:50

Magdeburg l Die Bundespolizei hat nach dem Brandanschlag auf Bahnanlagen die Ermittlungen wegen „Störung öffentlicher Betriebe“ und Sachbeschädigung aufgenommen. Der Fall wird bei der Polizei sehr ernst eingestuft. Sollten die Täter gefasst werden können, droht eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren. Romy Gürtler, Sprecherin der Bundespolizei: „Eine heiße Spur fehlt uns bisher. Wir bitten Zeugen sich dringend bei uns zu melden.“

Fest steht, dass am Sonnabend gegen 11 Uhr der Lokführer eines Zuges Rauch aus dem Kabelschacht am Bahnhaltepunkt Marke (Anhalt-Bitterfeld) aufsteigen sah. Er alarmierte die Feuerwehr. Zeitgleich fielen auf der Strecke die Signalanlagen aus. Wie eine Sprecherin der Bahn erklärte, stellen sich bei solchen Störungen generell alle Signale auf Rot. Einer oder mehrere Unbekannte hatten die Schachtabdeckung an den freizugänglichen Haltepunkt beiseite genommen und eine Bengalo-Fackel hineingeworfen.

Die Folgen: Durch die Sperrung der Strecke musste nicht nur der Zug mit den 307 Hallenser Fans nach Magdeburg wieder zum Haltepunkt Wolfen zurückgezogen und über Wittenberg umgeleitet werden. Insgesamt waren laut Gürtler auch 40 Züge mit mehr als 2000 Minuten Verspätung von der Sperrung betroffen.

Die Reparaturarbeiten an der Strecke liefen bis etwa 17.45 Uhr. Die Höhe des Gesamtschadens sei noch unklar. Gürtler: „Wir ermitteln in alle Richtungen. Hinweise, die im Zusammenhang mit dem Derby stehen, haben wir aber bisher nicht gefunden.“

Doch der Verdacht liegt nah: Stecken FCM-Chaoten hinter dem Brandanschlag? Weil nach dem Anschlag ausgerechnet der Zug der Hallenser von der Sperrung betroffen war, wird bei der Polizei ein Zusammenhang mit dem Punktspiel in Magdeburg vermutet.

Die Fans aus Halle kamen mit dem umgeleiteten Zug erst um 14.12 Uhr am Haltepunkt Herrenkrug in Magdeburg an und wurden dann langsam von der Bereitschaftspolizei zum Stadion geleitet.

Die knapp 1000 HFC-Fans, die bereits im Stadion waren, protestierten auf ihre Weise gegen diesen langsamen Marsch. Etwa fünf Minuten vor der Halbzeit verließen sie ihre Plätze im Stadion, um den anderen Hallensern entgegen zu gehen. Sie kamen nur bis in den durch Zäune abgegrenzten Sicherheitsbereich hinter dem Fanblock im Stadion.

Einige Magdeburger aus anderen Blöcken versuchten daraufhin, den Gästeblock zu erreichen und über die Zäune zu klettern. Das verhinderte die Polizei. Absperrketten versperrten den Weg, einzelne Magdeburger mussten mit Schlagstock und Pfefferspray von den Zäunen am Gästeblock geholt werden.

Im Gästeblock begannen Hallenser Chaoten wiederum, ihren Frust an den Toilettenanlagen auszulassen. Sie demolierten Waschbecken, zertraten Toiletten und Papierspender und bekritzelten die Wände. Es wurde sogar versucht, einen Brand zu legen. „Als Qualm aus der Frauentoilette im Gästeblock aufstieg, musste die Feuerwehr kommen und den Brand löschen“, berichtet der Magdeburger Polizeisprecher Frank Küssner.

Der 1. FC Magdeburg wird am Dienstag zusammen mit der Stadionbetreiberin, der Messe- und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg (MVGM), den Schaden aufnehmen, der durch die Randale entstanden ist. Eine vorläufige Summe konnte am Montag noch niemand nennen. Bezahlen muss die „Zeche“ zunächst der FCM. Der Verein ist Mieter der MDCC-Arena. „Wir werden natürlich versuchen, uns das Geld von den Tätern zurückzuholen — wenn sie denn ermittelt werden“, sagte FCM-Pressesprecher Norman Seidler.

Für MVGM-Chef Steffen Schüller sind die Schäden vom Sonnabend im Sanitärtrakt zwar unerfreulich, aber nichts Seltenes. „Es kommt immer wieder vor, das Toiletten und Waschbecken im Gästebereich beschädigt werden. Damit müssen wir — leider— leben.“ Dass allerdings auch Feuer gelegt wurde, ist für Schüller eine erschreckende Dimension der Gewalt. „Über 20.000 Menschen im Stadion, und da legt einer Feuer. Was geht in diesen Köpfen vor?“ Meinung