Haustiere Sachsen-Anhalter und exotische Tiere
Ist die Schlange oder das Krokodil erst ausgewachsen, verfallen viele in Panik und setzen das Tier aus. Auch Tierärzte sind überfordert.
Magdeburg (dpa) | Von der giftigen Schlange bis zu knuffigen Kängurus: Einige Sachsen-Anhalter haben eine besondere Vorliebe für exotische Tiere. Unter anderem lebten Krokodile und Anakondas in den Wohnzimmern und Gärten der Sachsen-Anhalter, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Das klingt nicht nur ungewöhnlich, sondern kann auch zum Problem werden – etwa für die Tierärzte.
"Im Allgemeinen sind die Praxen für die Exoten nicht entsprechend ausgestattet", sagte der Präsident der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt, Klaus Kutschmann. Die meisten Veterinärärzte seien auf Hunde, Katzen und Nager spezialisiert. Eine Schlange auf dem Behandlungstisch sei für viele Tierärzte eine echte Herausforderung, erklärte der ehemalige Veterinärarzt. Es fehle teilweise an einer sicheren Ausstattung und am spezifischen Wissen über die Tiere.
Die Veterinärmediziner im Land hätten dennoch immer wieder exotische Patienten bei sich, sagte Kutschmann weiter. Einige seien auch auf die Exoten spezialisiert. Er selbst habe einst einen Panther kastriert. Die riesige Raubkatze habe mit einem Zirkus Station in Magdeburg gemacht und sei deshalb bei ihm unterm Messer gelandet. Aber auch Anakondas, Krokodile, giftige Schlangen in Privathand gebe es im Land.
Die Beweggründe sich nicht alltägliche Tiere zu Hause zu halten, sind ganz unterschiedlich. Ilona Kaßner vom Reiterhof im Magdeburger Ortsteil Ottersleben etwa hat bereits seit Kindertagen ein Faible für Kängurus. "Ich habe einen Onkel in Australien", sagte die Tierliebhaberin. In einem großen, umzäunten Gelände halte sie derzeit vier Kängurus. Zudem lebten in einem anderen Gehege neun Affen – darunter Totenkopfaffen und Kattas. Früher waren es mehr Kängurus. Einer davon – "Jimmy" – sei sogar mehrfach ausgebüxt und damit in den Schlagzeilen gelandet. Heute lebe er in Brandenburg, erklärte sie.
In der Regel sei es erlaubt, exotische Tiere privat zu halten, sagte Kutschmann. Aber die Exoten müssten artgerecht untergebracht werden, brauchten etwa ausreichend Platz und das entsprechende Futter. Ob die Haltung den Vorgaben entspreche, entscheide das zuständige Veterinäramt, erklärte Kutschmann. Ilona Kaßner besitze alle Bescheinigungen für ihren privaten Mini-Zoo.
In Dessau-Roßlau etwa sei die Veterinärbehörde mit merklich mehr Exoten konfrontiert als früher, erklärte ein Stadtsprecher. Neben einer Wasserschildkröte wurden zuletzt auch die Terrarien für eine Kornnatter und eine Bartagame – ein unterarmlanges Reptil mit stacheligem Kopf – in Augenschein genommen. In Magdeburg kontrollierte das Veterinäramt unter anderem Skorpione, Papageien, Geckos und Vogelspinnen, wie eine Stadtsprecherin sagte. Wenn die Unterbringung zu klein oder nicht richtig temperiert sei, würden die Halter belehrt. Das habe bislang ausgereicht, so die Sprecherin.
Viele der Exoten kommen laut Kutschmann über Zoogeschäfte ins Land. "Man kann eigentlich alles kaufen", sagte der Kammerpräsident. Doch wenn die Mini-Schlange oder das Krokodilbaby ausgewachsen seien, bekämen viele Halter Panik und setzten die Tiere aus oder drückten sie an Auffangstationen ab.
"Im Schnitt kommen eins bis zwei Tiere bei uns im Monat an", sagte der Leiter der Reptilienauffangstation in Weißenfels, Rolf Schumann. Ob Königspython, Kaiman oder Leguan – nichts sei für den erfahrenen Tierschützer ungewöhnlich. Damit er sich nicht in gefährliche Situationen bringe, trage er oft Sicherheitshandschuhe. Außerdem würden die Neuankömmlinge in der Regel in einen abgetrennten Raum begrüßt. Im Verein würden etwa 16 Mitarbeiter helfen.
Aber auch ausgesetzte Tiere gibt es hin und wieder im Land. "Sollte ein exotisches Tier aufgefunden werden, wird es zunächst sichergestellt, damit der Halter ausfindig gemacht werden kann", erklärte der Dessau-Roßlauer Stadtsprecher. In einigen Fällen sei das gelungen. Die Tiere, die nicht zurückgegeben werden könnten, würden an andere Tierliebhaber vermittelt werden.