Salzproduzent Bei Kali Zielitz droht der Stillstand
Kali Zielitz steht unter Druck: Das Unternehmen braucht ab 2021 eine größere Abraumhalde, andernfalls ist der Bergbau erledigt.
Magdeburg l Der weltweit führende Salzproduzent K&S holt in Zielitz nördlich von Magdeburg jährlich 12 Millionen Tonnen Rohsalz aus der Erde. Doch nur zwei Millionen Tonnen davon taugen für den begehrten Kali-Dünger. Der große Rest wandert auf die Halde. Mitte 2021 ist deren Kapazität jedoch erschöpft. K&S will die Halde daher um 200 Hektar (300 Fußballfelder) erweitern. Das ermöglicht 30 weitere Jahre Bergbau und Düngerproduktion. Andernfalls wäre in gut zwei Jahren Schluss. Kali Zielitz gehört mit 1800 Mitarbeitern zu den größten Unternehmen Sachsen-Anhalts.
Seit 2009 laufen die Planungen. Das Verfahren ist kompliziert und zeitraubend. Es geht vor allem um Salz-Abwässer. Die entstehen, wenn es auf die Halden regnet. Derzeit wird nur ein kleiner Teil der Sole aufgefangen, 90 Prozent sickern ins Grundwasser. Das war früher Stand der Technik. Und wäre heute nicht mehr genehmigungsfähig. Der Untergrund der neuen Halde muss daher dicht sein. Da es so etwas in Deutschland noch nicht gibt, musste das Unternehmen erst ein geeignetes Material finden und erproben. K&S will nun Ton in die Erde einfräsen und die Haldenoberfläche zudem mit einem Gips-Asche-Salz-Gemisch abdecken.
Erst 2018 hatte K&S alle Antragsunterlagen komplett: Es wurden 5000 Seiten in 18 Bänden. Zunächst war für Ende des Jahres grünes Licht erwartet worden. Doch daraus wird nichts. „Wir rechnen mit Mitte bis Ende 2020“, sagt Frank Paulat, der im Landesbergamt für die Genehmigung zuständig ist.
Doch das ist für K&S zu spät. Denn Bäume müssen gefällt und der Boden abgedichtet werden. Fürs erste braucht das Unternehmen 30 Hektar neue Haldenfläche - allein die herzurichten, dauert anderthalb Jahre. Das Werk beantragte daher am Montag beim Landesbergamt einen vorzeitigen Baubeginn. „Spätestens im zweiten Halbjahr 2021 brauchen wir diese neue Fläche“, sagt Werkleiter Holger Hoppe.
Solch ein früherer Baustart ist möglich, wenn die Genehmigung des Gesamtvorhabens wahrscheinlich ist. „Etwa drei Monate werden wir für die Entscheidung benötigen“, sagt Paulat vom Bergamt. Das Verfahren ist groß: 54 Behörden und 7 Verbände hatten zu den Kali-Plänen ihre Stellungnahmen abgegegben – Landwirte, Förster, Umweltschützer. 19 Anwohner und zwölf Betriebe hatten ebenfalls Einwendungen. Das Bergamt muss alle Interessen berücksichtigen. Und zudem in Laborversuchen prüfen lassen, ob die Abdichttechnik funktioniert.
Den Zeitplan ins Wanken bringen können auch Klagen. Der Umweltverband BUND meldete schon Protest an. „Ohne eine ernsthafte Prüfung von Alternativen lehnen wir das Vorhaben ab“, sagt Landeschef Ralf Meyer. „Eine Klage schließen wir nicht aus.“ Der Umweltverband verlangt, dass das unbrauchbare Salz nicht auf die Halde sondern zurück unter die Erde kommt. Da das feuchte Salz aber die Pfeiler im Bergwerk auflösen würde, müsste es zuvor getrocknet werden. K&S hält das für nicht machbar. „Das würde mehrere Milliarden Euro im Jahr kosten und riesige Energiemengen verschlingen“, sagt Werkleiter Hoppe.
Ein weiteres Problem sind die alten Salzberge, deren Untergrund nicht nachträglich abgedichtet werden kann. Um den Umweltschutz zu verbessern, will K&S künftig deutlich mehr Salzwasser aus dem Boden pumpen als bisher. Die Sole wird in riesigen Bassins aufgefangen. Geplant ist ein Speicher von 530 Tausend Kubikmetern - so viel, wie ein 80 Meter hoher Würfel fassen würde. Die Becken sind eine Art Zwischenspeicher. Von dort gelangt das Salzwasser in die Elbe. Dieses Verfahren ist immer dann erlaubt, wenn der Fluss genug Wasser hat und die Sole ausreichend verdünnt.