Geocacher gab Kurse und galt als erfahrener Kletterer "Schatzsucher" schwebt weiter in Lebensgefahr
Der 24-jährige "Schatzsucher" aus Nordrhein-Westfalen, der in Magdeburg am Sonnabend 22 Meter tief von einem Schornstein stürzte, schwebt noch immer in Lebensgefahr. Der Geocacher galt als sehr erfahren. Die Schätze auf dem Areal sind inzwischen alle "deaktiviert".
Magdeburg l Der am Sonnabend auf dem Betriebsgelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW) in Magdeburg verunglückte Mann aus Bünde (Nordhein-Westfalen) galt als sehr erfahren und gab selbst Kurse zur satellitengestützten Schatzsuche per GPS (Geocaching) an der Volkshochschule seines Heimatortes. Jonathan N. war wohl auch versierter Kletterer. Die Polizei stuft den Absturz als Unglücksfall ein. Ärzte bezeichneten gestern den Zustand des Mannes als kritisch, er liege auf der Intensivstation.
Ein Geocacher aus Hohenwarsleben (Bördekreis), der auf dem Areal mehrere "Schätze" verteilt hatte, gab inzwischen im Internet bekannt, die Koordinaten für alle Stationen auf dem Ruinen-Gelände seien "deaktiviert" worden. Zum Zeitpunkt des Absturzes sei der "Schatz" auf dem Schornstein bereits "inaktiv" gewesen.
Der Autor des Buches "Geocaching", Markus Gründel aus Hannover, sagte gestern der Volksstimme: "Solche sogenannten Lost-Places, also Ruinen-Gelände, sind bei der Schatzsuche selten. Geocaching ist eher ein Familienspiel und soll die Schönheit der Natur näherbringen." In Deutschland gebe es 270 000 Verstecke in verschiedenen Varianten. Weltweit sind es sogar zwei Millionen mit rund fünf Millionen Nutzern.
Normalerweise tragen die Spieler ihre Verstecke auf einer Internetseite mit den Geo-Koordinaten ein und andere Spieler suchen via Satellit per GPS-Gerät nach dem "Schatz". Gründel: "Dabei gibt es ein ziemlich dickes Regelwerk und es sind zum Beispiel Naturschutzgebiete in der Datenbank hinterlegt." Es sei so unmöglich, dort Koordinaten einzutragen. Bei der Ruine in Magdeburg gelang es dennoch über Jahre. Der für das Areal zuständige Kontaktbeamte der Polizei, Klaus-Peter Brzezinski: "Normalerweise ist das Hausfriedensbruch." Das Bauordnungsamt wird nach Aussage eines Sprechers den privaten Eigentümer "auf seine Pflichten zur Sicherung des Geländes hinweisen". Seite 5