Einstiger Handballmanager soll 800000 Euro hinterzogen haben Schwarze Kasse? Hildebrandt vor neuer Anklage
Die Staatsanwaltschaft will den Ex-Manager des Handballclubs SC Magdeburg, Bernd-Uwe Hildebrandt, noch im Dezember erneut anklagen. Dem einstigen Multifunktionär wird Steuerhinterziehung vorgeworfen - um rund 800000 Euro.
Magdeburg l Es war der letzte von zehn Ermittlungskomplexen (Auflistung auf Seite 3) gegen Bernd-Uwe Hildebrandt, der noch offen war. Und nach Meinung der Staatsanwaltschaft Magdeburg auch der schwerwiegendste.
Nach der anonymen Anzeige im Jahr 2006 gegen den Sport-Multi-Funktionär und Manager der Magdeburger Bundesligahandballer hat die Behörde nun die Ermittlungen abgeschlossen. Sie will noch im Dezember vor dem Schöffengericht Magdeburg Anklage wegen Steuerhinterziehung erheben. Das bestätigte die Leitende Oberstaatsanwältin, Ute Wilkmann, gestern auf Anfrage.
Für die Staatsanwaltschaft ist es erwiesen, dass Hildebrandt innerhalb der ersten Hälfte der 2000er Jahre mindestens drei Jahre lang den Staat betrogen hat. Das Geld habe er jedoch "nicht in die eigene Tasche gesteckt", so Wilkmann, sondern für den Club verwendet.
Insgesamt soll es sich um rund 800000 Euro handeln, die am Fiskus vorbeigegangen sind. Der reale Steuerschaden, den die Steuerfahndung aufgedeckt hat und steuerrechtlich verfolgt, soll jedoch erheblich höher liegen - das Zwei- bis Dreifache, heißt es.
Wilkmann sagte: "Strafrechtlich können wir jedoch nur das anklagen, was mit großer Sicherheit auch nachzuweisen ist." Die Sanktionen der Steuerbehörde seien etwas anderes. Hildebrandt soll mit "schwarzen Kassen" operiert haben. So sei für Heimspiele des SCM und die in diese Zeit fallenden Begegnungen während der Handball-WM nur ein Teil der verkauften Eintrittskarten ordnungsgemäß bei der Steuer angegeben worden. Zusätzliche Stuhlreihen und einige Plätze seien hingegen dem Fiskus stets verschwiegen worden.
Mit dem zusätzlichen Geld sollen Spieler über die vertraglichen Monatsgehälter hinaus honoriert worden sein. Zu den so Begünstigten sollen die polnischen Nationalspieler Karol Bielecki und Grzegorz Tkaczyk - zwischen 2004 und 2007 beziehungsweise 2008 im Dienste der Magdeburger - gehört haben.
Zum Joker der Staatsanwaltschaft scheint die ehemalige "rechte Hand" Hildebrandts, Bernhard K., geworden zu sein. Die "wandelnde Geschäftsstelle" des Handballclubs hatte sich lange Zeit geweigert, ihr Wissen zu offenbaren. Der Sinneswandel des Mannes, der den tiefsten Einblick hinter die Kulissen des Handballclubs hat, könnte zum Stolperstein für Hildebrandt werden, der aus zwei Prozessen mit einem blauen Auge herauskam und wegen Bestechlichkeit rechtskräftig zu 3000 beziehungsweise wegen Untreue/Betrug zu 7000 Euro verurteilt worden war.
Rechtsanwalt H. Peter Günther, der Hildebrandt seit der ersten Anklage vertritt, sagte gestern: "Wir haben während des Ermittlungsverfahrens genug Beweisanträge gestellt. Staatsanwalt Dr. Nopens muss wissen, was er macht." Seite 3