Kommunalwahl SDP-Kandidatin lebt im Einklang mit Natur
Mechthild Kaatz aus Loburg kandidiert mit 79 Jahren für die SPD und ist einer der ältesten Bewerber in Sachsen-Anhalt.
Loburg l Politik ist etwas für jedes Alter. Mechthild Kaatz hatte sich schon vor einigen Wochen entschieden. „Eine Runde drehe ich noch“, sagte sie. Danach will die Rentnerin das politische Feld der jüngeren Generation überlassen. Mit „Runde“ meint sie eine weitere Wahlperiode im Kreistag Jerichower Land. Sie ist eine der ältesten Bewerber, kommt aus Loburg und kandidiert für die SPD. Mechthild Kaatz ist schon lange im Geschäft und kennt sich aus.
Im Juni wird sie achtzig Jahre alt. Doch für sie bedeutet das nicht, dass die Zeiten der tiefgreifenden kommunalpolitischen Auseinandersetzungen vorbei sind. „Wer etwas ändern will, muss sich dafür einsetzen“, sagt die Rentnerin resolut. Es gibt noch ein paar Visionen, an denen Mechthild Kaatz mitarbeiten will. Das Trinkwasserschutzgebiet zwischen Schweinitz und Loburg ist eine von ihnen. Durch die Entnahme des Trinkwassers zur Beregnung der Ackerflächen wird der Wasserstand abgesenkt. Das Ergebnis sind hohe Umweltschäden. „Es ist einfach wichtig sich politisch einzusetzen“, so Kaatz.
Durch ihre Arbeit als Tierärztin hatte sie schon viel Kontakt zu Politik und Verwaltung. Nach der Wende ist sie in die SPD eingetreten, begann als Vorsitzende des Jugendausschusses ihre politische Laufbahn. Was ich da erlebt habe, hat mich bewogen, nicht mehr alles hinzunehmen. Umso enttäuschter war sie, dass sie vor einigen Jahren die Schließung der Sekundarschule in ihrem Heimatort Loburg nicht verhindern konnte. Sie hatte sich immer für eine Erhaltung der Schule eingesetzt.
Ihre politische Arbeit beginnt bei den Kindern. „Sie sollen merken, dass sie selbst biologische Wesen sind und lernen mit der Natur im Einklang zu leben“, so die Rentnerin. Die Kinder sollen ein Bewusstsein für die Natur entwickeln und an die Tiere denken. Das zeigt sie regelmäßig bei Führungen auf dem Hof der Vogelschutzwarte in Loburg. Der Storchenhof ist auf das Aufpäppeln von Vögeln spezialisiert. Die Kinder beobachten, wie Jungstörche gefüttert, gesund gepflegt und wieder ausgewildert werden. Da liegt es nah, dass die 79-Jährige nicht nur Mitglied im Bildungs- und Kulturausschuss ist, sondern auch im Umweltausschuss für ihre Fraktion im Jerichower Land sitzt.
Mechthild Kaatz stammt aus dem Thüringer Wald, wo sie zu Beginn des Zweiten Weltkriegs geboren wurde, hat später Veterinärmedizin studiert und zwei Kinder großgezogen. Eine Zeit lang war sie als Fachtierärztin in der Geflügelproduktion unterwegs, später hat sie beim Veterinäramt gearbeitet. Seit 1991 ist sie hauptamtlich Mitglied des Storchenhofes. Mit dem Kauf des ehemaligen Arzthauses in Loburg hatten sie und ihr Ehemann Christoph die Idee, eine Auffangstation für verletzte oder verwaiste Störche einzurichten. Erst kürzlich wurde ein Schwarzstorch aufgepäppelt und in die Freiheit entlassen. Der Storchenhof koordiniert auch Forschungsprojekte sowie die Bestandsaufnahme für Weißstörche in ganz Deutschland. „Jedes Jahr wird in einer unendlichen Arbeit eine flächendeckende Bestandserfassung des Weißstorches durchgeführt“, so die Tierärztin.
Kaatz ist seit fast 30 Jahren SPD-Mitglied. „Mir geht es um die soziale Gerechtigkeit und aktive Umweltpolitik“, sagt die erfahrene Seniorin. So wird sie auch in der Zukunft weiter an Projekten mitarbeiten, die die Wiederherstellung von natürlichen Lebensräumen zum Ziel haben.
Ehemann Christoph engagiert sich politisch bei den Grünen. Mit ihm diskutiert sie abends über regionale Themen. Da komme es schon mal zu Meinungsverschiedenheiten. Umweltpolitisch ziehen jedoch beide am gleichen Strang.