Winterberg-Projekt Seilbahn in Schierke vor dem Aus?
Der Seilbahn bei Schierke droht womöglich das Aus. Laut Stadt Wernigerode plant das Umweltministerium, ein Naturschutzgebiet zu erweitern.
Magdeburg l Es soll das Vorzeige-Tourismus-Projekt für den Ostharz werden: Für 26 Millionen Euro planen der Hildesheimer Investor Gerhard Bürger und die Stadt Wernigerode seit Jahren eine Seilbahn am Schierker Winterberg. Ein Teil des Nationalparks Hochharz wurde schon 2001 eigens für die touristische Nutzung vertraglich vom Land herausgelöst. In das Umfeld sind vorbereitend bis heute 35 Millionen Euro geflossen. Straßen wurden saniert, Brücken gebaut. Schierke hat ein nagelneues Parkhaus bekommen.
Nun aber steht die Seilbahn als Herzstück des Projekts auf der Kippe – wieder einmal: Zwei Schreiben, veranlasst vom grün geführten Umweltministerium, sorgen für helle Aufregung im Wernigeröder Rathaus: Zunächst habe die Behörde die Stadt vor 14 Tagen über Pläne informiert, ein Naturschutzgebiet (FFH-Gebiet) bei Schierke erweitern zu wollen, sagte Oberbürgermeister Peter Gaffert am Dienstag. Betroffen sei exakt das Planungsgebiet der Seilbahn.
Am Freitag kündigte der Landesforstbetrieb außerdem an, „gemäß Anweisung“ des Ministeriums bereits zugesagte Flächen für eine nötige Ersatzaufforstung doch nicht Verfügung zu stellen. Kommt es so, stünde das Seilbahn-Projekt wegen der entstehenden Hürden vor dem Aus, fürchtet Gaffert. „Ich bin stocksauer.“ Es sei nicht hinnehmbar, dass das Ministerium langjährige Planungen torpediere, indem zum wiederholten Male die Spielregeln geändert werden.
Hintergrund: Für das Vorhaben müssten rund 20 Hektar Wald im ökologisch sensiblen Hochharz gerodet werden. Die Stadt Wernigerode hat sich im Gegenzug zu umfangreichen Aufforstungen verpflichtet. Ministerin Dalbert aber reicht das nicht. Die Grünen-Politikerin gilt wegen der geplanten Eingriffe als erklärte Kritikerin des Projekts.
Ihr Ministerium bestätigte am Dienstag den „Vorschlag“ für ein neues FFH-Gebiet und die Versagung von Flächen für Ersatzaufforstungen. Die Stadt habe aber die Möglichkeit, sich zu äußern. Für die Genehmigung von Ersatzflächen sei es zu früh.
Bereits in der Vergangenheit hatte Dalbert versucht, die Investition in Schierke zu hintertreiben. Dies kulminierte vor einem Jahr in Dalberts Weigerung, einem 2014 beschlossenen Waldflächentausch zwischen Land und Stadt zuzustimmen. Eine Koalitionskrise war die Folge: Dalbert rückte erst nach einem Anpfiff von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gezwungenermaßen von ihrer Boykott-Haltung ab. Anschließend empörte sie sich über eine „Harz-Mafia“, die hinter der Winterberg-Bebauung stecke.
Regierungssprecher Matthias Schuppe erklärte am Dienstag, Ministerpräsident Reiner Haseloff habe Claudia Dalbert gebeten, sich umgehend mit Wernigerodes Oberbürgermeister in Verbindung zu setzen. Es könne sich nur um Missverständnisse handeln, sagte Schuppe. Laufende Raumordnungsverfahren seien nicht gefährdet.
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