Landesregierung sieht keine Rettungsmöglichkeit / Parteien streiten über Ausweg aus der Krise Sovello am Ende: 1000 Leute verlieren Arbeit
Die Investorensuche für Sachsen-Anhalts Solarkonzern Sovello ist fehlgeschlagen. Jetzt werden die Maschinen eingemottet, die Produktion einstellt. Für die rund 1000 Mitarbeiter bedeutet das endgültig die Kündigung.
Bitterfeld-Wolfen (dpa/js) l Der insolvente Solarkonzern Sovello aus Bitterfeld-Wolfen stellt nach erfolgloser Investorensuche seine Produktion ein. Allen verbliebenen rund 1000 Mitarbeitern wird nach Angaben von Insolvenzverwalter Lucas Flöther nun endgültig gekündigt. Die eine Hälfte hatte bereits Anfang August die Kündigung erhalten, die übrigen 500 werden größtenteils zum 1. September entlassen. Die Belegschaft wurde gestern Nachmittag im Werk informiert.
Nach der Insolvenz sei es zwar noch gelungen, die Gehälter für den Monat August zu zahlen, erklärte Flöther. "Darüber hinaus reichen aber die Finanzmittel nicht", hieß es in einer Mitteilung.
Sachsen-Anhalts Solarbranche steckt seit Monaten tief in der Krise. Befeuert wird der Niedergang durch Niedrigpreise hochsubventionieter chinesischer Hersteller. Die Gewerkschaft fordert einen Neustart mit staatlicher Hilfe. Doch das Land sieht keine Möglichkeiten, Firmen direkt zu retten. "Das Problem ist, dass wir nur begrenzt etwas machen können", sagte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU). Dies sei Teil der Spielregeln der EU. In der Vergangenheit sei fälschlich geglaubt worden, mit den Subventionen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) auch Industriepolitik betreiben zu können. Mit dem EEG sei die Photovoltaikindustrie in Deutschland aber nicht zu retten, weil die Subventionen stark ausländischen Anbietern zugute kämen. Deutschland müsse neue Wege suchen. "Wir dürfen nicht an alten Zöpfen festhalten", sagte Wolff. Gelder müssten stärker in die Forschung fließen. Politik dürfe sich nicht auf bestimmte Technologien festlegen.
Wer Sonnenstrom ins Netz einspeist, bekommt für jede Kilowattstunde fast 19 Cent. Diese Zahlungen sind zuletzt stark gesunken. 2010 lagen sie noch bei 39 Cent. Die Boni werden 20 Jahre lang garantiert. Die Kunden bezahlen diese Zuschüsse mit ihrer Stromrechnung. Wolff erwartet, dass nach der Bundestagswahl 2013 die Debatte um eine stärkere Kürzung der Vergütung wieder auflebt.
SPD-Arbeitsmarktpolitiker Andreas Steppuhn schimpfte: "Das Hin und Her bei der Solarförderung hat Sovello das Genick gebrochen." Die Grünen fordern, europäische Solarprodukte bei der Förderung zu bevorzugen, um sie gegen "übersubventionierte chinesische Produkte zu schützen", wie Christoph Erdmenger sagte. Die CDU lehnte das ab, da das Fördermodell falsch gestrickt sei. "Solaranlagen liefern nur an 40 Tagen im Jahr die volle Leistung, verschlingen aber die Hälfte der EEG-Förderung", sagte Ulrich Thomas.Seiten 3 und 5