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  7. Lost Places in Sachsen-Anhalt: Ruinen und DDR-Industriebauten entdecken

Auf Spurensuche Lost Places in Sachsen-Anhalt: Alte Gemäuer, leere Fabriken und imposante Baracken

Sachsen-Anhalt zeigt sich mit seinen zahlreichen Lost Places verwunschen, zerfallen und vergessen, aber trotzdem fotogen. Wir zeigen einige der schönsten Stätten im Land.

Aktualisiert: 02.12.2024, 10:08
Lost Places in Sachsen-Anhalt: Einblick in die Malzfabrik Köthen
Lost Places in Sachsen-Anhalt: Einblick in die Malzfabrik Köthen (Foto: Steffen Könau)

Halle (Saale)/Magdeburg - Sie sind begehrt bei Hobbyfotografen und Abenteurern: Lost Places in Sachsen-Anhalt.  Von dem rätselhaften Schleusenbau in Wüsteneutzsch, über die Böllberger Mühle am Saaleufer, bis hin zum größten Atomkraftwerk der DDR. Wir zeigen die geheimnisvollsten Orte in Sachsen-Anhalt.

Lost Place in Sachsen-Anhalt: Die Schleuse von Wüsteneutzsch

Schleuse von Wüsteneutzsch
Schleuse von Wüsteneutzsch
(Foto: Steffen Könau)

Die Schleuse von Wüsteneutzsch auf halben Weg zwischen Merseburg und Leipzig bleibt Sachsen-Anhalts unvollendeter Weg zum Meer. Die alten grauen Betonwände des ehemaligen Schleusenbaus sollten ursprünglich mitteldeutschlands Süden mit der Nordsee verbinden.

Die wie ein Hochhaus in den Himmel ragende Schleusenruine steht immer noch stabil am Nordrand des Örtchens Wüsteneutzsch in der Nähe von Leuna. Die hohen Mauern, die einmal der Saale-Elster-Kanal werden sollten, stehen nun inmitten von Natur, umringt von Büschen und Bäumen.

Lost Place – Tabakfabrik Glauzig

Tabakfabrik Glauzig
Tabakfabrik Glauzig
Steffen Könau

Geschichte der Fabrik in Glauzig: Von Zucker bis Tabak

Erst Zuckerraffinerie dann Tabakfabrik. Die große Backsteinburg in Glauzig bei Köthen wurde nach dem Krieg als Tabakfabrik umgenutzt, die sogar die DDR überstand. Doch heute steht der ehemalige Wirtschaftserfolg als rotes Backstein-Skelett leer.

Ruine von Paul II in Theißen
Ruine von Paul II in Theißen
(Foto: Steffen Könau)

Ruine von Paul II: Relikt der Braunkohleindustrie von Theißen

Vor 60 Jahren endete in Theißen an der B 91 zwischen Weißenfels und Zeitz die Untertageförderung im mitteldeutschen Braunkohlerevier. Die im Gebüsch versunkene Ruine von Paul II ist heute weitgehend vergessen.

Der breite Turm ragt aus hüfthohen Wiesengräsern, Büschen und Gestrüpp rätselhaft in Landschaft. Er markiert den Ort, an dem der Braunkohleausstieg Mitteldeutschlands begonnen hat.

Lost Place: Böllberger Mühle am Saaleufer Halle

Böllberger Mühle am Saaleufer Halle
Böllberger Mühle am Saaleufer Halle
(Foto: Steffen Könau)

Über tausend Jahre ist die Mühle der Hildebrandschen Mühlenwerke in Halle schon alt. Nach mehreren tragischen Großbränden ringen die erschöpften Ruinen um ihre Zukunft.

Das am Saaleufer in Halle stehende alte Gemäuer hielt schon für so manche Filmkulisse her und musste dafür kaum verändert werden. Die Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg steht dem Backsteinkoloss auf die Stirn geschrieben. Der 38 Meter hohe Wasserturm ist nur die Spitze des traurigen Trümmerbergs, der von Krieg, Brand und Zeit in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Porzellanfabrik Lettin: Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte

Porzellanwerk Lettin
Porzellanwerk Lettin
(Foto: Steffen Könau)

Der Halberstädter Heinrich Baensch gründete 1858 die Porzellanfabrik am Ostrand von Lettin an der Landstraße zu Salzmünde. Das über 150 Jahre alte Bauwerk birgt eine schreckliche Vergangenheit.

Im Dritten Reich waren hier weibliche Strafgefangene eingesperrt, die Zwangsarbeit für die Rüstung leisten mussten. Heute ist die Baracke fast vollständig von Pflanzen bewachsen und erinnert an ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte.

Lost Place: Heidekaserne Dübener Heide

Ehemaliges NVA-Chemietruppen Arial
Ehemaliges NVA-Chemietruppen Arial
(Foto: Steffen Könau)

Nicht vergessen wurde das ehemalige NVA-Chemietruppen Arial am Rand der Dübener Heide. 40 Jahre von der NVA genutzt, wurde es später Kino-Star und Theaterbühne.

In Bad Düben wird mit junger Energie schon fleißig gezimmert, geschraubt, gebaut und gemalt. Die alte Heidekaserne soll Funpark werden.

Kernkraftwerk Stendal: Ein Dinosaurier der DDR-Industrie

Kernkraftwerk Stendal
Kernkraftwerk Stendal
(Foto: Steffen Könau)

Seit Jahrzehnten von der Abrissbirne geplagt, steht das alte Kernkraftwerk Stendal mehr oder weniger standhaft an der Elbe bei Arneburg. Der in der DDR erbaute Dinosaurier sollte doppelt so groß wie das Kernkraftwerk in Greifswald werden und die Unabhängigkeit von der Braunkohle sein.

Immer noch ragen die beeindrucken Überreste des ehemaligen DDR-Giganten mit 15 Metern in die Höhe.

Lost Place – DDR - Betriebsferienlager Friedrichsbrunn

DDR-Betriebsferienlager Friedrichsbrunn
DDR-Betriebsferienlager Friedrichsbrunn
(Foto: Steffen Könau)

Hungertreppe: So nannten die kleinen Feriengäste die steilansteigende Treppe zu den erfrischenden Durstlöschern zwischendurch. Zu DDR-Zeiten verbrachten hier im Harzort Friedrichsbrunn zehntausende Kinder ihre Schulferien.

Heute steht das ehemalige Betriebsferienlager der Buna Werke leer, die Gruppenbaracken im Wald beugen sich der Last der Zeit und die berühmte Hungertreppe ist längst überwuchert.

Hochhaus der Getreidewirtschaft Köthen

Großspeicher Getreidewirtschaft Köthen
Großspeicher Getreidewirtschaft Köthen
(Foto: Steffen Könau)

Wie eine Burg im Niemandsland ragt der ehemalige Großspeicher des VEB Getreidewirtschaft am Rande von Köthen in die Landschaft. Wo heute schulterhoch zotteliges Gestrüpp über bröckelige Mauern wächst, hat zuletzt ein Händler seine Spuren hinterlassen, der das Gebäude als Möbellager betrieb.

Das Hochhaus ohne Fenster war einst, am Ende eines jeden Sommers Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Bierdorf „Bonanza”: Lost Place in Dessau

Tanclub „Bonanza” Dessau
Tanclub „Bonanza” Dessau
(Foto: Steffen Könau)

Hier wird das Tanzbein schon lange nicht mehr geschwungen. Es scheint als wäre die Zeit stehen geblieben und doch ist dieser Ort von Vergänglichkeit durchzogen. Als hätte sich niemand um diesen Ort geschert, gibt es hier im verlassenen Bierdorf in Dessau noch einiges zu entdecken.

Der frühere Tanzclub „Bonanza” steht Jahre nach seiner Schließung mit überschwemmten Böden, alten Stofftieren und Bierresten wie ein Mahnmal für geplatzte Träume.

Lost Places: DDR-Grenzzaunüberreste Sorge im Harz

DDR-Westgrenze Deutsch-deutsch
DDR-Westgrenze Deutsch-deutsch
(Foto: Steffen Könau)

Die nahezu unüberwindliche Grenze zerschnitt schon vor dem Mauerbau das Land. Die meisten Zeugnisse der Teilung Deutschlands sind mittlerweile abgerissen, verschwunden und zum Teil vergessen. Letzte Reste der DDR-Westgrenze gibt es in Sorge im Harz zu sehen.

Hart und voller schmerzhafter Erinnerungen durchschneiden die Überbleibsel die Luft. Der aus der Bundesrepublik gelieferte Streckmetallzaun für die Befestigung der DDR-Grenze führt heute vielerorts ein zweites Leben als Gartenzaun.

Lost Place – Alter Fliegerhorst bei Köthen

Doppeltower auf dem Fliegerhorst Köthen.
Doppeltower auf dem Fliegerhorst Köthen.
(Foto: Steffen Könau)

Zugemauert, verriegelt und bewuchert liegt bei Köthen ein alter Fliegerhorst, der mit seinen Hallen, Häusern und Unterständen an die Luffahrtbegeisterung von vor hundert Jahren erinnert.

Vor 100 Jahren sprossen in Köthen die ersten zarten Pflänzchen der Luftfahrtbegeisterung. Vom Luftnachrichten-, Lehr- und Versuchsregiment wie von den Jahrzehnten als russischer Militärflugplatz künden bis heute zahllose düstere Hallen, Häuser und Unterstände.