Bundeswehr Übungsstadt Schnöggersburg ans Heer übergeben
Europaweit einzigartig ist die Übungsstadt Schnöggersburg in der Altmark. Ein erster Teil des Truppenübungsplatzes ist fertig.
Gardelegen l Die „Altstadt“ der künstlichen Übungsstadt Schnöggersburg ist fertiggestellt. Sie ist am Donnerstag feierlich von der Bauverwaltung an die Bundeswehr übergeben worden. Insgesamt stehen schon mehr als 200 Häuser.
„Ab nächstes Jahr werden wir hier bereits erste Ausbildungslehrgänge haben“, zeigt sich der Leiter des Gefechtsübungszentrums, Oberst Uwe Becker, zufrieden. Mit moderner Simulationstechnik sollen die Soldaten den Auslandseinsatz in Großstädten üben. Scharf geschossen wird aber nicht.
Während der erste Teil mit der „Altstadt“ übergeben wurde, ist zeitgleich für den zweiten Bauabschnitt der „Neustadt“ Richtfest gefeiert worden. Die Arbeiten dort sollen nach Bundeswehrangaben noch bis März 2020 andauern.
Dann ist die neue „Geisterstadt“ mit ihren 500 Gebäuden, 16,5 Kilometer Straßen, einer Autobahn, einem Flugplatz und Sachsen-Anhalts erster U-Bahn komplett fertig. Ein Zug wird von dort allerdings nie abfahren, ebenso wird Schnöggersburg auch nie Bewohner haben.
Personaloffizier Oberstleutnant Alexander Helle: „Wir haben etwa 550 Soldaten an unserem Standort, die in mehrere Rollen schlüpfen können. Vom einheimischen Polizisten bis zum Aufständischen sollen sie später die Stadt mit Leben erfüllen.“ Das Ziel: Die Übungstruppen trainieren für die Auslandseinsätze den Umgang in verschiedenen Situationen. Falls es zu einem „Beschuss“ kommt, der durch eine Art Lasertechnik simuliert wird, müssen sich die Soldaten auf unterschiedliche Szenarien einstellen. „Das war so bisher in der Bundeswehr in Deutschland, aber auch in Europa nicht möglich“, erklärt Bundeswehrsprecher Oberstleutnant Thomas Poloczek. Ähnliche Einrichtungen soll es bisher nur in Israel, den Vereinigten Emiraten und den USA geben.
In zwei Jahren werde neben der bisherigen Simulationstechnik auch in die Häuser noch zusätzliche Elektronik eingebaut. Poloczek: „Damit sind wir dann auch 3D-fähig.“ Das bedeutet, dass alle Soldaten jederzeit auch in den Häusern, der Kanalisation, der U-Bahn oder auf der Straße von der Computertechnik überwacht werden können. „Das hat den Vorteil, dass jedes Training noch besser ausgewertet und dann auch verbessert werden kann“, so Poloczek.
In Schnöggersburg gibt es alles, was eine Großstadt ausmacht. Selbst ein Gefängnis mit sechs Wachtürmen, ein Supermarkt und fünf Brücken stehen dort zur Verfügung. Letztere können sich wahlweise selbst „zerstören“ und wieder „aufbauen“. Spezielle Technik kann die Brückenfelder verschieben.
Die Kosten der etwa 2,5 mal 2,5 Kilometer großen Stadt sind von ursprünglich 100 auf 140 Millionen Euro gestiegen. Die Bundeswehr begründete das mit höheren Materialkosten. Im Durchschnitt kamen 80 Prozent der Baufirmen aus Sachsen-Anhalt.