Umweltschutz Kaum Diensträder in den Ministerien
Will sich ein Landesbediensteter in Sachsen-Anhalt auf dem Weg zum auswärtigen Termin auf das Dienstrad schwingen, hat er schlechte Karten.
Magdeburg l Wer im Straßenverkehr flott vorankommen will, ist mit dem Fahrrad oft schneller am Ziel als mit dem Auto. Das gilt derzeit vor allem im staugeplagten Magdeburg. Aber: Will sich ein Landesbediensteter auf dem Weg zu einem auswärtigen Termin auf den Sattel eines Dienstrads schwingen, hat er schlechte Karten. Denn: Alle Ministerien zusammen haben gerade mal 22 Dienstfahrräder im Bestand. Das ergab eine kleine Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten Jan Wenzel Schmidt.
Spitzenreiter ist das von Claudia Dalbert (Grüne) geleitete Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie. Dort stehen sechs Fahrräder bereit – davon vier Damenräder, 28 Zoll, sieben Gänge. Aber auch zwei E-Bikes, „humanoid mit E-Unterstützung“, für insgesamt 3298,50 Euro. Das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr von Minister Thomas Webel (CDU) stellt ebenfalls zwei E-Bikes zur Verfügung – zusammen haben sie 2398 Euro gekostet. Nur das von Armin Willingmann (SPD) geführten Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung ist völlig fahrradfreie Zone.
Wer nutzt die Räder wann? Allgemeine Ratlosigkeit. Die Laufleistung werde „nicht erfasst“, antworten fast alle Ministerien. Konkret wird nur das Bildungsministerium. Auf dem „Damen-Trekkingrad“ würden pro Jahr circa 100 Kilometer geradelt – umgerechnet auf 365 Tage wären das 270 Meter täglich. Interessant auch: Obwohl vor allem die Grünen vehement für emissionsfreie Lastenfahrräder werben, hat kein einziges Ministerium ein solches Rad.
Die Grünen fordern ab 2030 ein gesetzliches Verbot neuer Autos mit Verbrennungsmotoren. In der Fahrzeugflotte der Ministerien befinden sich derzeit größtenteils Dieselfahrzeuge. Auch im Umweltbereich. So hat der Landesforstbetrieb nur Diesel-fahrzeuge, insgesamt sind es 121. Laut Umweltministerium werden Fahrzeuge in nachgeordneten Bereichen viel im Gelände benutzt. „Es gibt bisher auf dem Markt keine Elektro- oder Hybridfahrzeuge, die für die intensive Nutzung im Gelände geeignet sind“, sagt eine Sprecherin. Für Langstrecken und viel fahrende Autos seien Dieselfahrzeuge besser geeignet, weil die CO2-Bilanz deutlich besser sei. Die Fahrzeugflotte werde ständig an den neuesten Stand der Technik angepasst. Das garantierten kurze Leasingverträge.
Ministerin Dalbert hat seit kurzem einen neuen Dienstwagen – einen BMW 745e iPerformance. Das Hybridfahrzeug hat mehr als 300 PS und schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 250 Stundenkilometern.