4000 Kilometer durch die USA (Teil 3) "Und noch zehn Minuten bis Buffalo" – John Maynard
Chicago (Illinois), den Michigansee entlang, über den Badeort South Haven bis zu den Dünen "Schlafender Bär" im Lakeshore-Nationalpark (Indiana), mit dem Schnellboot nach Mackinac Island im Lake Huron. Dann von Detroit (Michigan) nach Buffalo (New York), weiter zu den Niagarafällen (USA/Kanada), nach Boston (Massachusetts), zum Urlauberparadies Cape Cod bis zur Endstation New-York-City. Knapp vier Wochen und mehr als 4000 Kilometer mit dem Mietwagen im Norden der USA unterwegs. Heute: Zwischen Detroit und Buffalo
"Motor City", "Motown", "Hockeytown", "Rock City", "The D" – fünf Sitznamen für Detroit im Wayne County. Doch um es gleich vorweg zu nehmen: Die "Ford"-Stadt, die einst zu den blühendsten der USA zählte, ist wahrlich kein Urlaubsort. Auch wenn sie nach dem Sturz in ein tiefes wirtschaftliches Loch gerade wieder dabei ist, ein wenig nach oben zu klettern, hat der krisenhafte Niedergang der Autoindustrie dazu geführt, dass heute viele Gebäude – selbst in der Innenstadt – leer stehen.
Das weiß auch die Kellnerin im Hard-Rock-Café in der Monroe Street im Herzen der Stadt. Zwischen dem Servieren von Caesar Salad und Chicken Wings erzählt sie, wie "busy" die Stadt am Detroit-Fluss einmal war. Die Flaute spüre das im November 2003 eröffnete Kult-Lokal mit der großen Gitarre an der Fassade auch im kleinen Souvenirshop: "Wer kauft denn schon ein Hard-Rock-T-Shirt, auf dem ,Detroit‘ steht?" Ich nehme ein braunes.
Die Musikvideos im Hard-Rock-Café erinnern an eine goldene Zeit der mit 900000 Einwohnern elftgrößten Stadt der USA. Dass Detroit einmal die Soul- und Popmusik maßgeblich beeinflusst hat, wird schnell klar. Die Namen der Musiker, die aus Detroit kommen, gehören zum "Way of Fame" der modernen Musik: Alice Cooper, Aretha Franklin, Bob Seger, Diana Ross, Madonna und Suzi Quatro, um nur einige zu nennen.
Am Fluss, unter dem der Tunnel Detroit (USA) mit Windsor (Kanada) verbindet, ist die Stadt noch am ansehnlichsten. Selbst, wenn die Parkbänke an der Promenade als Schlafplätze für Obdachlose dienen.
<6>Zurück zu den Spitznamen: "Motor City" wegen der "Big Three", der großen Drei im US-Automobilbau: Ford, Dearborn und Chrysler.
"Motown", eigentlich Motown Record Company, ist eine Plattenfirma, die 1959 ursprünglich unter dem Namen Tamla Record Company von Berry Gordy Jr. in Detroit gegründet wurde. Wer mehr darüber erfahren will, sollte das "Motown Historical Museum" besuchen, das 1985 auf dem Grand Boulevard 2648 West eröffnet wurde.
"Hockeytown" wegen der "Red Wings", eines der besten Eishockeyteams der Welt, die in der "Joe-Louis-Arena" spielen.
Eines der beeindruckendsten Gebäude der Stadt und charakteristisch für ihren Niedergang dürfte der Zentralbahnhof im Stadtteil Corktown sein. 1913 errichtet, war er im Zweiten Weltkrieg Verladepunkt für das meiste Kriegsmaterial der USA. 1988 verließ der letzte Zug die Central Station. Heute steht der Bahnhof verfallen da und wartet auf den 2009 beschlossenen Abriss.
Port Clinton liegt an der Nordküste des Eriesees, und vom beschaulichen Urlauberort lohnen sich Angelausflüge, Segeltouren und Überfahrten nach North und Middle Bass beziehungsweise Put-in-Bay. Die Schiffe gehen regelmäßig vom kleinen Fähr-Terminal des Ortes zu den Inseln ab.
Vielgeschossige Hotelhochhäuser wird man in Port Clinton vergeblich suchen. Doch die Unterkünfte sind gemütlich. Besonders zu empfehlen ist das "Home of Our Guest Inn & Suites" in der (Ost)Perry Street – mit kleinem Pool, sauberen Zimmern und selbst im Sommer mit einer geschmückten Weihnachtstanne im Foyer. Der Grund: Das Hotel verkauft Christbaumschmuck – das ganze Jahr über.
Wer gut und ausgiebig frühstücken will, kann das 100 Meter weiter in der (West)2nd Street tun. Im "Kaffee Express" mit kleiner Terrasse direkt gegenüber der Post schmeckt der Kaffee. Und die frischen, hausgemachten Speisen sind im Vergleich zum üblichen "Continental Breakfast" regelrecht üppig, die Auswahl ist groß.
Mittags und abends dreht sich alles um Fisch. "Seafood" bieten zum Beispiel das "Boardwalk", "Boathouse Grill & Bar" sowie "Nate’s Restaurant & Lounge" an.
Die Stadtstrände des Eriesees sind eher bescheiden. Das Wasser ist im Sommer wenig erfrischend und nicht besonders einladend. Ähnlich wie am ungarischen Plattensee kann man laufen und laufen und steht immer noch lediglich bis zu den Knien im viertgrößten See der "Großen Fünf" (25745 Quadratkilometer, 388 Kilometer lang, bis zu 92 Kilometer breit).
Alle sechs Sekunden ein grünes Blinksignal
Kinderlachen. An den rustikalen Picknicktischen werden Lunchpakete geöffnet. Menschen, die es etwas ruhiger mögen, sitzen auf den Ufersteinen, lassen die nackten Füße von den Seewellen umspülen und schauen auf die vorbeiziehenden Boote, auf Sandusky Bay, Kelleys Island und die South-Bass-Insel. Der Marblehead-Leuchtturm – nur wenige Kilometer von Port Clinton entfernt, ist einer der bekanntesten und am meisten fotografierten Sehenswürdigkeiten am Lake Erie.
1819 hatte der 15. US-Kongress 5000 Dollar für den Bau eines Turms am Eingang zum Sandusky Bay bereitgestellt. Ein gut 15 Meter hoher Leuchtturm aus einheimischem Kalkstein entstand an der Spitze der Halbinsel Marblehead.
Wer Strand- und Badegenuss bevorzugt, sollte den Eriesee weiter entlang fahren bis zur feinsandigen Presque Insel im Bundesstaat Pennsylvania. Im 3200 Hektar großen Presque-Isle-State-Park kann man unter schattigen Bäumen joggen, wandern, skaten. Überall laden Picknickplätze ein, und an der 13 Kilometer langen Straßenschleife findet man viele Zugänge zum Strand.
Wer weiter Richtung Niagara-Fälle fährt, kommt kaum an Buffalo vorbei. Und dort sollte man unbedingt im "Pearl Street Grill & Brewery" vorbeischauen.
Auf der Terrasse im 3. Stock der alten Brauerei im Backsteingewand sind die 1960er und frühen 70er Jahre angesagt. "The Keepers" bringen mit den Songs wie "You Really Got Me" von "The Kinks" und "Satisfaction" von den "Rolling Stones", Titeln von den "Beatles", "Yardbirds", "The Doors" und Jimi Hendrix die Gäste zum Mitklatschen, später sogar zum Tanzen. Und als sich bei Tim, Tom, John, Bill and Aaron herumspricht, dass unter den Gästen Deutsche sind, gibt’s eine Sonderansprache von Gitarrist Tim.
Die mit rund 280000 Einwohnern zweitgrößte Stadt des Staates New York ist für viele Touristen Sprungbrett zu den Niagarafällen. Denn hier sind die Übernachtungspreise moderater als rund 35 Kilometer weiter an den größten Wasserfällen der USA.
Ein Rundgang durch die nicht sonderlich reizvolle City ist kein Highlight. Interessant ist allerdings eine Bronzetafel, die 1997 enthüllt wurde. Sie erinnert an Theodor Fontanes Gedicht "John Maynard". Eine Zeile lautet: "... und noch 10 Minuten bis Buffalo."
Eines der wenigen sehenswerten Gebäude ist die im Art.Déco-Stil gebaute City Hall – eines der höchsten öffentlichen Gebäude und gehört zu den im National-Register der historischen Plätze erwähnten Bauten.
Nächste Woche: Von den Niagara-Fällen nach Toronto (Kanada). Mehr Fotos unter:
www.volksstimme.de/ sachsenanhalt