Unter 1000 Euro Nur Mini-Rente nach 40 Jahren Arbeit
In Sachsen-Anhalt bekommen rund 174.000 Rentner eine Mini-Rente.
Magdeburg l In Sachsen-Anhalt bekommen exakt 41,8 Prozent aller Rentner, die mindestens 40 Jahre in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt haben, weniger als 1000 Euro monatlich. Das geht aus der aktuellen Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage von Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch hervor. Davon betroffen waren zum Stichtag (31. Dezember 2018, aktuellere Daten liegen nicht vor) ganz genau 174 562 Rentner.
„Das sind alarmierende Zahlen“, sagte Bartsch gestern der Volksstimme. „Wir brauchen eine große Rentenreform. Die gesetzliche Rente muss den Lebensstandard der Bürger sichern und Armut im Alter verhindern.“
Die designierte Linken-Spitzenkandidatin im Land, Eva von Angern, sagte: „Die Zahlen für Sachsen-Anhalt sind in ihrer Deutlichkeit erschreckend. Armut hat in unserem Land und vor allem in Ostdeutschland ein Gesicht: Es sind in erheblichem Maße Kinder und Rentner betroffen.“ Die soziale Spaltung müsse gestoppt werden. Von Angern: „Wir brauchen eine Kindergrundsicherung, um bessere Berufschancen mit einem höheren Einkommen zu ermöglichen. Und wir brauchen einen höheren Mindestlohn, um Altersarmut zu verhindern.“
Wer in der Vergangenheit in Teilzeit oder im Niedriglohnbereich gearbeitet hat, bekommt im Alter nur eine geringe Rente.
Auch in den anderen ostdeutschen Ländern bewegt sich der Anteil derer, die nach 40 Jahren eine Mini-Rente beziehen, um die 40 Prozent (siehe Grafik). In den alten Bundesländern sind es im Durchschnitt 27,8 Prozent.
Bundesweit müssen 2,4 Millionen Menschen, die mindestens 40 Jahre eingezahlt haben, mit weniger als 1000 Euro auskommen. Das ist fast jeder dritte Rentner.
Sachsen-Anhalts Sozialstaatssekretärin Beate Bröcker (SPD) sagte: „Die Zahlen zeigen, dass es in Deutschland viele Senioren gibt, die mit sehr wenig Geld auskommen müssen. Frauen sind von Armut im Alter deutlich häufiger betroffen als Männer.“ Bei vielen Menschen in Sachsen-Anhalt sei auch 30 Jahre nach der Wende die Rente die Haupt-Einkommensquelle. Einkünfte aus Mieten oder auch Betriebsrenten habe längst nicht jede Familie.