Untersuchung Hochschulaffäre weitet sich aus
Auch die Universität Magdeburg ist jetzt in den Fokus der Untersuchung gerückt. Hintergrund sind die undurchsichtigen Geldflüsse.
Magdeburg l Seit zehn Jahren arbeitet die Uni Magdeburg mit der privaten „Otto von Guericke Business School“ zusammen. Bei der externen GmbH studieren aktuell knapp 250 Studenten Bachelor oder Master „of Business Administration“. Dafür müssen die Teilnehmer tief in die Tasche greifen: Bis zu 3200 Euro werden pro Kopf und Semester fällig.
Doch wofür der externe Partner das Geld verwendet, ist zumindest in Teilen unklar. Zwar gibt es Verträge, für die Uni-Leistungen, die die Business School in Anspruch nimmt. Dazu gehören Raumnutzung, Verwaltungskosten oder die Verwendung der Marke OvGU, sagt Uni-Rektor Jens Strackeljan. Der größte Teil des Geldes fließt aber in Dozenten-Honorare und das Marketing der Schule.
„Hier haben wir bislang keinen genauen Überblick“, räumt der Rektor ein. Die genaue Verwendung Hunderttausender Euro Entgelte dürfte unklar sein. Nach Ansicht der Linken-Landtagsabgeordneten Kristin Heiß sind die undurchsichtigen Abrechnungen nicht auf die Business School beschränkt. Nur für 5 von 13 Weiterbildungsstudiengängen an der Uni lägen nachvollziehbare Kalkulationen vor, sagt sie. Dabei wiesen gerade jene Studiengänge besonders hohe Gebühren auf.
Das Ausmaß zeichnet sich seit gestern ab: Laut Antwort des Wissenschaftsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken erheben bis heute an vier von sechs Hochschulen externe Partner die Studiengebühren. Nach Ansicht der Linken verstößt das gegen das Hochschulgesetz. Denn: Gebühren dürften nur die Hochschulen erheben. (Die Wissenschaftsministerium relativierte gestern: Die Praxis sei nicht grundsätzlich zu beanstanden.)
Fragwürdig ist für die Linke auch das Engagement von Hochschul-Dozenten bei den Externen. Deren Personal rekrutiert sich laut Kleiner Anfrage fast ausschließlich aus Hochschul-Dozenten, die so Geld hinzuverdienen können. Rechtlich geht das in Ordnung – wenn die die Nebentätigkeit angezeigt wird. Die Arbeit an der Hochschule müsse aber Priorität haben, sagt Heiß. „Studenten zahlen zum Teil hohe Gebühren, daher sollte das System transparent sein.“
Den Anstoß für die Anfrage der Linken hatte im Februar ein interner Prüfbericht des Landesrechnungshofs über die Hochschule Magdeburg-Stendal gegeben. Die Einrichtung hatte laut Bericht zwei externen Partnern die Einnahme von 1,5 Millionen Euro Studiengebühren überlassen. Kalkulationen über die Verwendung von Geldern fehlten teilweise, Dozenten waren im Vorstand der Partner engagiert, ohne dies korrekt anzuzeigen. Die heutige Rektorin Anne Lequy hatte nach Bekanntwerden des Berichts mit heftiger Kritik am Rechnungshof reagiert. Sie sprach von einem „Sturm im Wasserglas“, die Vorwürfe seien „unseriös“. Bekannt wurde auch ein Schreiben Lequys an die Behörde. Darin warf sie der Einrichtung die „Diffamierung der Hochschule“ vor. Gestern nun sprach Lequy im Landtags-Ausschuss für Rechnungsprüfung vor. Das Gespräch verlief erstaunlich sachlich, berichten Teilnehmer. Die Rektorin räumte demnach Versäumnisse der Hochschule ein. Diese seien aber längst aufgearbeitet. Die Affäre an der Hochschule Magdeburg-Stendal könnte damit bereits beendet sein. Bis September soll es einen Abschlussbericht geben.
Magdeburgs Uni-Rektor Strackeljan kündigt derweil Konsequenzen aus der Kleinen Anfrage an. Zwar habe man sich bei der bisherigen Vertragsgestaltung mit der Business School nichts vorzuwerfen. „Wir machen vielleicht mehr als andere.“ Verträge sollen künftig aber alle Geldverwendungen transparent abrechnen, auch Honorare und Marketing. Gelten soll das schon für den ab Herbst geplanten neuen Studiengang Wirtschaftspsychologie.