Urteil zum Tod von Noel wurde verschoben

Dessau l Die für den Mittwoch geplanten Schlussvorträge von Staatsanwältin Manuela Naujok und Strafverteidiger Klaus Rumph sowie das Urteil im Prozess, bei dem es vor der 2. Großen Strafkammer am Landgericht Dessau um den Tod des sieben Wochen alten Noel geht, wurden verschoben.

Grund für diese unerwarteter Wendung war die Entscheidung des Schwurgerichts, den Angeklagten forensisch-psychiatrisch begutachten zu lassen. Ausgangspunkt für diese Entscheidung ist die Aussage des Angeklagten am ersten Prozesstag, bereits mehrfach im Alkoholentzug gewesen zu sein und täglich bis zu zehn halbe Liter Bier getrunken zu haben.

Die Vorsitzende Richterin Uda Schmidt gab bekannt, dass der Chefarzt des Landeskrankenhauses Uchtspringe, Dr. Schneidet, bis Anfang März feststellen soll, inwieweit Mario R. strafrechtlich verantwortlich ist. In diesem Zusammenhang geht es auch um die Frage der Unterbringung in einer geschlossenen Entzugsklinlik.

Die Kammer verkündete zudem einen zweiten Beschluss. Demnach kann es im vorliegenden Fall auch um Totschlag gehen. Schmidt: "Das von der Rechtsmedizinerin bestätigte mehrfache Schütteln des Kindes kann strafrechtlich eine bedingte Tötungsabsicht bedeuten."

Angeklagt ist der 39 Jahre alte Vater des toten Babys. Mario R. wird von der Staatsanwaltschaft Dessau Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. Er soll seinen Sohn dermaßen misshandelt haben, dass er am 7. Januar 2014 starb.

Das rechtsmedizinischen Gutachten spricht von alten und neuen Verletzungen, unter anderem Rippenbrüche, einem dreifachen Schädelbruch sowie Hirnblutung durch schwere stumpfe Gewalt. Der Tod ist durch ein so genanntes Schütteltrauma eingetreten.

Die Mutter des Kindes, die im Nebenraum schlief, will nichts vom Geschehen bemerkt haben. Der Angeklagte selbst spricht von einem "Unfall", an den er sich allerdings nicht erinnern könne.
Der von Mario R. alarmierte Notarzt hatte vergeblich versucht, Noel wiederzubeleben.