Sexuelle Belästigung Verbale sexuelle Belästigung im Alltag: Gruppe aus Halle macht "Catcalling" sichtbar
Viele Frauen leiden im Alltag unter Rufen oder Pfiffen von fremden Männern auf der Straße. Die verbale sexuelle Belästigung, das sogenannte "Catcalling", ist in Deutschland jedoch bislang nicht strafbar.

Halle (Saale)/DUR/jsp - "Catcalling" bezeichnet sexuell anzügliches Reden, Pfeifen oder Gestikulieren im öffentlichen Raum. Meist gehen die Aktionen von Männern aus und beziehen sich auf das Aussehen oder den Körper einer Frau.
Was können Betroffene gegen "Catcalling" tun?
Viele Frauen werden tagtäglich mit dieser sexistischen Verhaltensweise konfrontiert, können dagegen jedoch nur wenig tun. Denn "Catcalling" ist in Deutschland bislang nicht strafbar.
Bisher erfüllt "Catcalling" in Deutschland nicht den Strafbestand der sexuellen Belästigung. Um einen Übergriff als sexuelle Belästigung zur Anzeige zu bringen, muss eine körperliche Berührung stattgefunden haben.
Opfer von sexueller Belästigung können sich jederzeit an eine der verschiedenen Beratungsstellen wenden oder das Hilfetelefon anrufen.
Instagram-Account "catcallsofhalle" stellt sich gegen sexuelle Belästigung
Aufgrund der Rechtslage in Deutschland versuchen Betroffene auf anderem Wege gegen das "Catcalling" vorzugehen und auf die Problematik aufmerksam zu machen. Bei Instagram gibt es für viele Städte auf der ganzen Welt Accounts, auf denen die Opfer von ihren Erlebnissen berichten können.
So ist es auch der Fall bei dem Instagram-Account "catcallsofhalle". Anonym können Betroffene ihre Geschichten an die Betreiberinnen der Seite schicken. Die Sprüche, die sich die Leidtragenden anhören mussten, werden mit Kreide an den Ort in der Stadt geschrieben, an dem der Vorfall geschah.
Mit diesem Mittel soll Sichtbarkeit für sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum geschaffen werden. Die Idee dahinter hat ihren Ursprung in New York im Jahr 2015. Dort entstand erstmalig der Instagram-Account "catcallsofnyc".

In diesen Ländern ist "Catcalling" verboten
In den Ländern Spanien, Frankreich und auch Portugal wird die verbale sexuelle Belästigung mittlerweile unter Strafe gestellt.
Im Mai 2022 hat Spanien das nationale Sexualstrafrecht reformiert. Demnach soll die verbale Belästigung, die bei Opfern "eine Situation der Demütigung, Feindseligkeit oder Einschüchterung" hervorruft, mit einer Geldstrafe, Hausarrest oder gemeinnütziger Arbeit geahndet werden, berichtete die Frankfurter Rundschau.
Auch #metoo-Debatte verdeutlicht Sexismus-Problem
Sexismus und sexuelle Belästigung ist und bleibt ein relevantes Problem. Deutlich wurde dies zum Beispiel vor einigen Jahren durch die #metoo-Bewegung, die durch den Prozess gegen Ex-Hollywood-Produzent Harvey Weinstein weltweit bekannt wurde. Im Rahmen dieser Bewegung fassten viele Betroffene den Mut ihre Geschichte öffentlich zu machen, darunter auch viele berühmte Personen. Auch immer noch berichten Opfer unter dem Hashtag von ihren Erlebnissen.
Sind nur Frauen von Sexismus betroffen?
Eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat ergeben, dass sich rund 44 Prozent aller Frauen als Opfer von sexistischen Zeichen und Übergriffen sehen. Auch viele Männer erleben Ähnliches im Alltag. Rund 32 Prozent aller Männer gaben an, bereits ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben.
Insgesamt 14 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass sie sexistische Übergriffe mehrmals im Monat erleben. Auch elf Prozent der befragten Männer geht es genauso.
Was ist Sexismus?
Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert Sexismus als "Benachteiligung, Abwertung, Verletzung und Unterdrückung einer Person oder einer Gruppe aufgrund des Geschlechts". Rollenbilder oder die Annahme, dass ein Geschlecht mehr wert ist als das andere, zählen unter anderem auch zu Sexismus.