Vergewaltigung Tonband belastet AfD-Mann in Hotel-Affäre
In der Hotel-Affäre wird wegen Vergewaltigung und Notrufmissbrauch ermittelt. Nun wird ein Politiker der AfD Sachsen-Anhalt belastet.
Magdeburg l In der Hotel-Affäre um den Staßfurter AfD-Landtagsabgeordneten Matthias Büttner sorgt eine Tonbandaufnahme für neuen Wirbel. Dabei steht Robby Schmidt im Fokus, ein ehemaliger Mitarbeiter Büttners. Schmidt sitzt im Landesvorstand der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative.
Ursprünglich geht es in der Sache um den Vorwurf der Vergewaltigung. Im November 2016 fuhr Büttner mit einer inzwischen entlassenen Referentin der AfD-Landtagsfraktion zu einer Tagung nach Erfurt. Im gemeinsamen Doppelzimmer soll der Staßfurter die Frau sexuell bedrängt haben. Die Staatsanwaltschaft Erfurt ermittelt wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung. Die Ermittlungen stehen kurz vor dem Abschluss, wie die Behörde der Volksstimme bestätigte.
Doch seit einigen Monaten ermittelt die Staatsanwaltschaft auch wegen Notrufmissbrauchs (Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr). Büttners Parteikollege Robby Schmidt hatte am 27. Januar bei der Magdeburger Rettungsleitstelle angegeben, dass bei Lena K., der ehemaligen Referentin, Suizidgefahr bestehe. Minuten später tauchte bei der Frau ein Notarzt auf. Diese wehrte sich mit anwaltlicher Hilfe gegen ärztliche Behandlung.
Nun ist die Tonbandaufnahme aufgetaucht, sie liegt der Volksstimme vor. Zu hören ist, wie Schmidt schildert, dass sich „eine Bekannte womöglich was antun möchte. Was kann man da jetzt machen?“, fragt er den Mitarbeiter der Rettungsleitstelle. Dieser erklärt, dass ein Rettungswagen geschickt wird. Wenn die Frau nicht die Tür öffne, werde die Feuerwehr diese aufbrechen. Dann würde Lena K. in die Psychiatrie eingewiesen werden, wenn das der Notarzt so entscheide. „Super, super“, antwortet Robby Schmidt daraufhin. „Ich will mich absichern, dass sie da wirklich was machen.“
Ungewöhnlich: Schmidt klingt am Telefon weder aufgeregt, noch nennt er einen konkreten Anlass für die Sorge, dass die Frau Suizid begehen könnte.
Zudem wirft die zeitliche Abfolge Fragen auf: Nur drei Tage nach dem Anruf wies sein Parteikollege Büttner die Vergewaltigungsvorwürfe auf einer Pressekonferenz erstmals zurück. Sollte die ehemalige Referentin dort mit der Attacke als psychisch krank dargestellt und ihre Glaubwürdigkeit erschüttert werden?
Fakt ist: Schmidt und Büttner kennen sich gut. Sie haben gemeinsam Wahlkampf gemacht und sind regelmäßig zusammen auf Terminen zu sehen. Schmidt war sogar kurzzeitig als Mitarbeiter bei Büttner angestellt hatte.
Robby Schmidt hatte sich in der Vergangenheit nicht zum Vorwurf des Notrufmissbrauchs geäußert. Er sprach von einer „rufschädigenden Unterstellung“.
Als ihn die Volksstimme am Dienstag mit Fragen zu der Tonbandaufnahme konfrontierte, erklärte der AfD-Politiker, viele in der Partei hätten sich damals Sorgen um die entlassene Referentin gemacht. Schmidt sagte: „Ich kann zu dem Anruf nichts sagen. Das ist schon sehr lange her, ich kann mich gar nicht mehr richtig erinnern.“