Verkehr 2020 wird es blau am Harz
Nächstes Jahr soll die neue Autobahn A 36 in Sachsen-Anhalt endlich die richtigen Schilder bekommen.
Magdeburg l „Vorsicht auf der A 36 – dort befinden sich Schafe auf der Fahrbahn“, meldete letztens der Verkehrsfunk. Einheimische wissen, wo das ist. Touristen dürften eher verwirrt sein. A 36?
Am 1. Januar wurde die vierspurige Bundesstraße 6 zwischen dem Kreuz Bernburg und dem Dreieck Nordharz zur Autobahn hochgestuft. In Landkarten und Navigationsgeräten ist sie auch als A 36 verzeichnet. Doch an der gesamten Strecke hängen noch immer die alten, gelben B-6-Schilder. Warum werden die nicht einfach gegen blaue Autobahn-Schilder getauscht? Weil das nicht so einfach geht in Deutschland.
„Es reicht nicht, die Farbe der Schilder zu ändern“, erklärt das Verkehrsministerium. Eine „richtliniengetreue und kompromissfähige Zielkonzeption“ musste erstellt werden. Das klingt nach schwerer Geburt. Und so waren denn auch gleich zwei Verkehrsministerien (Land und Bund), zwei Behörden (Straßenbau und Landesverwaltung) sowie ein Dutzend Kommunen mit der Schilder-Findung befasst. Autobahnschilder sind größer, also musste die Statik der alten Schilderbrücken überprüft werden. Eine Autobahn ist internationaler, also wurden Abfahrten umbenannt. Aber nicht einfach so. Dazu wurden alle Anrainergemeinden einbezogen. Jeder Bürgermeister kämpfte für seinen Ort auf dem Schild. Das ist ja auch Werbung. Manche Änderung war aber nicht zu verhindern. So heißt der Anschluss Heimburg (859 Einwohner) künftig Halberstadt (40 256 Einwohner).
Nun steht fest: 750 Schilder werden direkt an der 83 Kilometer langen Autobahn ausgetauscht. Kosten: 2,8 Millionen Euro. Doch die Prozedur ist noch nicht beendet. Jetzt werden Schilderherstellung und Montage ausgeschrieben – europaweit. „Ich hoffe, dass wir im November starten können“, sagt Uwe Langkammer, Chef der Landesstraßenbaubehörde. Das heißt: Frühestens im März werden die ersten Schilder montiert.
Lohnt sich der ganze Aufwand? „Das ist schon wichtig“, sagt Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Harzer Tourimusverbands. Gerade Kurzurlauber würden auf eine zügige Anreise achten. „Und bei Autobahnen berechnen die Navis ein höheres Tempo und damit eine kürzere Reisezeit.“ Ob die Autobahn schon etwas gebracht hat, vermag derzeit noch niemand zu sagen. Aber geschadet hat sie offenbar auch nicht: Der Harz verzeichnet im Jahresverlauf ein Gästeplus von fünf Prozent.
Schneller fertig wird ein neuer Autobahn-Zubringer. Anfang Dezember, mit dem Start der Wintersaison, wird die Umfahrung Halberstadt-Harsleben (B 79) fertig. Auf ihr geht es direkt zur A-36-Anschlussstelle Quedlinburg. Die Route lohnt sich für Harz-Ausflüger aus dem Norden Sachsen-Anhalts: Sie ist kürzer als die Anfahrt über die A 14 und zugleich schneller als die Fahrt über die Hakel-Dörfer.