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Verkehrswacht Kinder haben Probleme auf dem Fahrrad

Trotz Lerneinheiten in der Schule haben Kinder in Sachsen-Anhalt Defizite beim Radfahren und Probleme im Straßenverkehr.

14.05.2018, 08:27

Magdeburg (dpa) l Schulkinder in Sachsen-Anhalt haben mehr Probleme im Straßenverkehr. Aus diesem Grund bestehen weniger Viertklässler ihre Radfahrprüfung, wie der Vizevorsitzende der Landesverkehrswacht, Friedhard Weber, sagte. Er betreut als Leiter der Gebietsverkehrswacht Oranienbaum etwa 8000 Schüler. Wie hoch die Durchfallquote genau ist, lasse sich schwer sagen. Einige Schüler nehmen von vornherein nicht an den Prüfungen teil, andere lehnen die angebotenen Nachholprüfungen ab. "Es ist deutlich schlechter geworden in den vergangenen Jahren", so Webers Einschätzung.

Problematisch sei vor allem, dass fast alle Kinder zum Kindergarten oder zur Schule gefahren werden. Dadurch fehle nicht nur von klein auf die notwendige Mobilität. Die Jungen und Mädchen lernten den Straßenverkehr so nicht unter realen Bedingungen kennen. 

Insgesamt betreibt die Landesverkehrswacht 13 Jugendverkehrsschulen in Sachsen-Anhalt. Zwischen 4000 und 8000 Kinder werden dort jährlich betreut. Für die Radfahrausbildung ist eine Prüfung vorgesehen, die Viertklässler nach 20 Unterrichtsstunden ablegen. Die Einheiten bestehen aus Theorie und Praxis – die wird unter anderem in den Verkehrsschulen geübt. Dort gibt es einen Parcours, in dem die Kinder im geschützten Raum unterschiedliche Elemente üben: einem Hindernis ausweichen beispielsweise oder langsam an ein Stoppschild heranfahren.

Doch auch hierbei sieht Weber ein Problem: Die zuständigen Lehrer entscheiden, wie sie die Inhalte aufteilen. Einmal zu den Jugendverkehrsschulen zu kommen, sei Pflicht. "Besonders engagierte Lehrer kommen drei bis viermal mit ihren Klassen, andere eben nur einmal." Auch deswegen gebe es ein sehr großes Niveaugefälle. "Sich für ausreichend Praxis nur auf die Eltern zu verlassen, das ist schwierig."

Dass die Fähigkeiten der Kinder abnehmen, zeige auch die Unfallstatistik. 2017 war die Zahl der tödlichen Unfälle laut Innenministerium zwar gesunken. Die Zahl der Opfer, die jünger als 15 Jahre waren, stieg hingegen von eins auf vier. Darüber hinaus registrierte das Innenministerium insgesamt mehr Schwerverletzte. 

Deswegen sieht Weber auch die Politik in der Verantwortung. Nur das Landesschulamt oder das Ministerium für Bildung könne Druck machen und die Schulen überzeugen, die Praxis mehr mit ihren Schülern zu üben. Aber auch die Eltern sollten mit ihren Kindern nach draußen gehen und zum Beispiel am Wochenende mal eine Radtour machen, betonte Weber. "Dieses Training ist unerlässlich."

Der Kommentar zum Thema von Oliver Schlicht.