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Verschwörer-Debatte Streit in der AfD eskaliert

Der Landesvorstand um André Poggenburg lässt Wahlen, die parteiinterne Gegner gewonnen haben, wiederholen.

06.04.2017, 20:00

Magdeburg l Die Wahlen der bereits bestätigten AfD-Bundestags-Direktkandidaten Armin Friese (Harz), Wolfgang Rehfeld (Börde – Jerichower Land) und Kay Uwe Ziegler (Anhalt) werden wiederholt. Das habe der Landesvorstand beschlossen, sagte Parteichef Poggenburg am Donnerstag der Volksstimme. Die Neuwahlen würden Ende April, Anfang Mai erfolgen.

Poggenburg zählt Friese, Rehfeld und Ziegler zu einer Verschwörergruppe, die den Vorstand kippen wollte. „Sie waren maßgeblich in einer Chatgruppe aktiv, in der versucht wurde, im Geheimen subversiv und umstürzlerisch zu agieren“, sagte der Landeschef. „Sie haben das Ansehen und die Ordnung der Partei geschädigt.“ Das sei ohne das Wissen derjenigen geschehen, die sie gewählt hätten.

Armin Friese, der auch Vize-Kreischef im Harz ist, sagte: „Das geht zu weit. Ich bin geschockt.“ Poggenburg gehe es nicht mehr um das Wohl und den Zusammenhalt der Partei, sondern nur noch um Macht. „Ich bin erschrocken darüber, dass er dafür sorgt, dass die Sache immer weiter eskaliert.“ Friese erhebt schwere Vorwürfe gegen den Landesvorstand. Kritik werde nicht mehr gehört. Deshalb habe man sich in dem Chat ausgetauscht und überlegt, wie man dieses Problem lösen könne. „Es gab nie das Bestreben, Herrn Poggenburg zu schwächen.“ Nun werde der Chat dafür benutzt, um „unliebsame Leute“ kaltzustellen.

Auch Wolfgang Rehfeld sagte, er habe „niemanden denunziert“. „Ich kann kein parteischädigendes Verhalten erkennen.“ Man müsse Kritik offen äußern können, ohne bestraft zu werden, fordert Rehfeld. Er fügte hinzu: „Wahrscheinlich wird jetzt so lange gewählt, bis der Landesvorstand seinen Wunschkandidaten bekommt.“ Rehfeld will bei einer möglichen nächsten Wahlversammlung wieder antreten.

Kay Uwe Ziegler (Anhalt), der von mehr als 90 Prozent der Delegierten zum Direktkandidaten gewählt worden war, versteht den Schritt des Landesvorstandes ebenfalls nicht. „Ich habe mir in dem Chat nichts zu Schulden kommen lassen“, sagte er. Der Landesvorstand habe mit ihm noch nicht über diesen Entschluss gesprochen. Er hoffe auf ein „klärendes Gespräch“, sagte Ziegler.

Indes sollen auch Kreisvorsitzende, die Poggenburg als Drahtzieher eines versuchten Putsches ausgemacht hat, bestraft werden. Derzeit würden die Chats intensiv ausgewertet, sagte der Landeschef. „Ich gehe davon aus, dass der Landesvorstand beim Landesschiedsgericht Anträge auf Ämterenthebung einreicht.“ Poggenburg hat vor allem die Kreischefs Daniel Roi (Anhalt-Bitterfeld), Lydia Funke (Burgenlandkreis), Dirk Hoffmann (Wittenberg) und Yvonne Sturm (Harz) ins Visier genommen. Yvonne Sturm musste bereits für ihre mutmaßliche Mit-Verschwörerschaft büßen. Sie hat jetzt ihren Job in der Landtagsfraktion verloren. „Sie arbeitet nicht mehr für uns“, bestätigte Poggenburg. Zu Gründen wollten sich weder er noch Sturm äußern.