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Amtsgericht Köthen Verwechslung vor Gericht: Polizei bringt den falschen Mann zur Anklagebank

Von Jakob Milzner 08.11.2021, 11:11
Eine Person in Handschellen vor Gericht (Symbolbild)
Eine Person in Handschellen vor Gericht (Symbolbild) (Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Köthen/MZ - Eine Dreiviertelstunde und einen Polizeieinsatz nach offiziellem Beginn schien es endlich loszugehen: Ein schüchternes Klopfen an der Tür des Gerichtssaals kündigte die verspätete Ankunft des Angeklagten an. Der hatte zu Prozessbeginn um 11 Uhr nämlich noch durch Abwesenheit geglänzt - weshalb Jugendrichterin Sabine Alvermann kurzerhand zum Telefonhörer griff und die Polizei beauftragte, den Beschuldigten an dessen Wohnort abzuholen und am Amtsgericht Köthen abzuliefern. Angeklagt ist dieser wegen Körperverletzung.

Die Freude über das Erscheinen des mutmaßlichen Täters währte jedoch nicht lange. Denn schon in den ersten Sätzen zwischen der Richterin und dem nun vorgeführten Mann wurde deutlich: Er war nicht der richtige. Wie sich herausstellte, hatte der von Polizeibeamten hereineskortierte Mann vor allem das Pech, einen ähnlich klingenden Nachnamen wie der eigentliche Beschuldigte zu tragen. Allerdings waren die phonetischen Feinheiten beider Nachnamen im Telefonat zwischen Richterin und Polizei wohl untergegangen.

Immerhin: Wirklich böse über die Verwechslung schien niemand der Beteiligten zu sein. Richterin Alvermann betonte allerdings, dass das Fernbleiben von Gerichtsterminen als angeklagte Person mit unerquicklichen Sanktionen bedacht werden könne. Neben einem Vorführbefehl - wie in diesem Fall zwar ausgesprochen, aber eben nicht korrekt umgesetzt - habe sie des Weiteren die Möglichkeit, direkt einen Haftbefehl gegen die beschuldigte Person zu erlassen. Diese komme dann in der Regel für etwa zwei Wochen ins Gefängnis.