Wegen dem Tag der deutschen Sprache ...
Magdeburg l Es würde mir an Flexibilität mangeln, hieß es gestern in einer Gaststätte. Auch an Toleranz, weil ich jemanden korrigiert hatte. Seine Formulierung "Ich erinnere den Tag" konnte ich nicht unwidersprochen hinnehmen, und wies darauf hin, dass "erinnern" ein reflexives Verb ist und deshalb zwingend ein Reflexivpronomen braucht. In seinem Fall "mich".
Leicht genervt meinte mein Gegenüber, dass ich mich wegen dem Tag der deutschen Sprache mal nicht so haben solle. Ich returnierte mit dem Genitiv: wegen des Tages. Die Erregung nahm zu. Er sei in keinster Weise bereit, mir meine Besserwissereien durchgehen zu lassen.
"Doch", hielt ich entgegen, denn du kannst zwar deine Wut steigern, aber nicht das Wörtchen "kein". Kein, keiner, am keinsten geht genauso wenig wie einzig, einziger, am einzigsten.
Mit zusammengekniffenen Augen spie er das Wort Altersstarrsinn in die Debatte. Sprache unterläge nun mal einem steten Wandel. Hin zur Moderne. Und vieles stehe ja auch so im Duden. Meine Frage, seit wann modern mit falsch gleichzusetzen sei, führte schon zu einem leichten Zucken seiner Augenlider, aber ich legte nach: Der Duden sei auch keine Bibel - dass dort "vorprogrammieren" steht, ändere nichts daran, dass es sich um einen Pleonasmus handele. Etwas Programmiertes ist bereits vorbestimmt und bedarf keiner Vorvorbestimmung.
Sein nächster Satz ließ in mir Ansätze von Verzweiflung aufkommen: Meine Arroganz sei größer als wie meine Kommunikationsfähigkeit. Sollte ich ihn erneut korrigieren oder den Frieden wahren? Ich entschied mich für den Frieden und bestellte zwei Coffee to stay.