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Windenergie Wie weiter bei Enercon in Magdeburg?

Der angekündigte Stellenabbau bei Windradbauer Enercon in Magdeburg wirft Fragen auf. Wie groß ist das tatsächliche Ausmaß des Jobabbaus?

Von Alexander Walter 12.11.2019, 00:01

Magdeburg l Vier Tage nach Bekanntwerden des Stellenabbaus bei Enercon herrscht bei den Mitarbeitern vieler Zulieferer Verunsicherung über das Ausmaß der Jobstreichungen. Nachdem infolge von Betriebsversammlungen am Freitag bekannt geworden war, dass Subunternehmen die Rotorblattfertigung in Magdeburg 2020 einstellen – bis zu 800 Stellen fallen so weg – waren für Montag Zahlen von weiteren Firmen erwartet worden.

Doch dazu kam es nicht. Auf Volksstimme-Anfrage, wo wie viele Stellen abgebaut würden, antwortete Enercon-Sprecher Felix Rehwald stattdessen: „Die ganz genauen Zahlen kennen wir nicht.“ Beim genannten Abbau von 1500 Stellen jeweils in Magdeburg und am Firmensitz Aurich handele es sich um Schätzungen.

Zur Rettung von Arbeitsplätzen will Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) jetzt eng mit seinem niedersächsischen Kollegen Bernd Althusmann (CDU) zusammenarbeiten. „Wir werden mit Enercon darüber zu sprechen haben, ob der geplante Stellenabbau tatsächlich alternativlos ist“, sagte Willingmann gestern. Vom Bund forderte er Strukturmittel – ähnlich denen für die Braunkohleregion im Landessüden – dorthin sollen knapp 5 Milliarden Euro fließen: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht an einer Stelle eine Sonderförderung schaffen, auf der anderen Seite aber die Beschäftigten einer Zukunftsbranche im Stich lassen.“ Ähnlich hatte sich zuvor Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) geäußert.

Willingmann forderte zudem einen zweiten Windenergiegipfel von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), nachdem ein erstes Treffen im September ohne konkrete Ergebnisse geblieben war. „Wir brauchen beim Windradausbau flexiblere Regelungen etwa für Mindestabstände zu Siedlungen“, sagte Willingmann. Das gleiche gelte für die landesspezifischen Vorgaben zum Artenschutz.

Das Kabinett beschäftigt sich am Dienstag mit dem Thema. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) forderte am Montag schnellere Genehmigungsverfahren: „Wir brauchen eine Planungsbeschleunigung, sonst wird das Projekt Energiewende kein gutes Ende nehmen.“ Haseloff nahm zudem andere Bundesländer beim Windenergie-Ausbau in die Pflicht. Während Sachsen-Anhalt Anlagen mit 5000 Megawatt Leistung installiert habe, seien es etwa in Baden-Württemberg nur 1600. Ein solches Ungleichgewicht sei nicht in Ordnung.

CDU-Europaabgeordneter Sven Schulze forderte Bund, Land und Arbeitgeber auf, EU-Nothilfen zu beantragen. Unrealistisch sei das nicht. So habe die EU aus einem Fonds für die Anpassung an die Globalisierung 2018 Ex-Mitarbeitern der Firmen caterpillar und aleo solar mit mehreren Millionen Euro helfen können. Die IG Metall forderte einen „Rettungsplan für die Windindustrie“. Bezirkschef Meinhard Gerken schlug die Verlängerung von Kurzarbeit vor, um Entlassungen zu verhindern.