A14 zwischen Calbe und Staßfurt musste am Sonntag teilweise gesperrt werden Wind und Kruste verursachen Sandsturm auf der Autobahn
Augenzeugen sprachen von einer "schwarzen Wand". Am Sonntagmittag kam es zwischen den A-14-Anschlussstellen Calbe und Staßfurt zu starken Sichtbehinderungen durch Staubaufwirbelungen. Trockener Bördeacker wehte über die Autobahn. Der Landwirtschaftsbetrieb, der die Ackerfläche bestellt, reagierte gestern schnell.
Calbe/Staßfurt. Peter Ferber feiert seit diesem Jahr am 8. April seinen zweiten Geburtstag. Der Inhaber der "Liebig-Lounge" aus Magdeburg ist an diesem Tag auf der A19 bei Rostock unterwegs. Hinter einem Hügel baut sich plötzlich eine Staubwand vor ihm auf. "Das ging so schnell. Ich bin noch mit dem Fuß vom Gas und habe gebremst, aber es war zu spät", erinnert er sich.
Er rast auf ein anderes Auto und wird verletzt. An seinem Auto entsteht Totalschaden. Bei der Massenkarambolage kommen acht Menschen ums Leben, 130 werden verletzt. "Ich denke ziemlich oft daran und kann mir gut vorstellen, was die Autofahrer am Sonntag zwischen Calbe und Staßfurt gefühlt haben müssen, als sie den Staubsturm gesehen haben", so Ferber gestern zur Volksstimme.
Um 12.22 Uhr geht am Sonntag bei der Polizei die Meldung ein, dass ein Sandsturm über die A14 zieht und den Fahrern die Sicht nimmt. Zwei Funkstreifenwagen rasen zur Autobahn zwischen den Anschlussstellen Calbe und Staßfurt. "Ich habe ja schon einige Sandstürme gesehen, aber so eine schwarze Wand war auch neu für mich", berichtet ein Polizist.
Sicht unter 50 Meter
Mit Blaulicht und anderen Sonderlichtzeichen werden die Autofahrer auf die Gefahrenstelle aufmerksam gemacht. Es erfolgt eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 60 Stundenkilometer sowie die Anordnung eines generellen Überholverbotes. Die Sichtweise beträgt teilweise unter 50 Meter. "Nachdem die Autofahrer uns gesehen haben, reduzierten sie die Geschwindigkeit. Alle haben sich sehr vorbildlich verhalten", resümiert die Polizei. Die Folge: Verkehrsunfälle ereigneten sich in diesem Bereich nicht. Kurz nach 15.30 Uhr bricht die Polizei den Einsatz ab.
Unverzüglich reagiert nicht nur die Polizei, sondern auch die Agrargenossenschaft Calbe, der die Ackerfläche in diesem Bereich gehört. "Um weitere Staubaufwirbelungen auszuschließen, säen wir Gerste, die voraussichtlich nach einer Woche aufgeht", sagt Agrar-Geschäftsführer Reiner Tischler auf Anfrage der Volksstimme.
Gestern drillt ein Traktor auf der Fläche nahe Üllnitz das Getreide, das infolge des späten Zeitpunktes im Herbst nur als Gründünger untergepflügt wird. Beim Drillen wird eine mehrere Zentimeter tiefe Rinne in das Saatbett gezogen, damit Regenwasser schneller in den Boden eindringen kann. "Sollte es weiter so trocken bleiben, bewässern wir das Feld zusätzlich", informiert Tischler.
Die Ursache für den Sandsturm auf der A 14 ist eine Verkettung unglücklicher Umstände. Auf dem Schlag sind Ende Mai junge Digitalispflänzchen durch ein Unwetter vernichtet worden. Die Hoffnung der Landwirte, dass die Kultur sich noch erholen würde, erfüllt sich nicht. "Zudem dauerte es einige Zeit, bis die Versicherung den Schaden begutachtet hatte. Vorher konnten wir da keine neue Kultur draufbringen", zuckt der Agrar-Chef mit den Schultern.
Wind trägt Kruste ab
Auch der Regen und das Gewitter der vergangenen Tage bringt keine Abhilfe. Das Wasser dringt nicht tief genug in den Boden hinein, um die Partikel zu binden, sondern verdunstet sofort. Damit bildet sich an der Bodenoberfläche eine feste Kruste, die später vom Wind abgetragen und als Staubwand über die Autobahn 14 weht. Meinung