Wintersport Die Vision von der weltgrößten Skihalle
Ein 68-Jähriger träumt von einem Mega-Projekt für den Harz. Potenzielle Geldgeber kann er jedoch noch nicht vorweisen.
Wernigerode l Die bunte Stadt am Harz sorgt für Schlagzeilen. Presse, Rundfunk, Fernsehen – alle wollen über die Weltneuheit mehr erfahren: In Wernigerode soll die bislang größte Skihalle der Welt gebaut werden – konzipiert für den Profi-Skisport, für Freizeit und Tourismus. Das zumindest ist die Vision von Klaus-Dieter Götze. Der 68-jährige Wernigeröder, selbst skisportversessen, tüftelt seit über zehn Jahren an diesem Skihallen-Projekt und hat nun den zweiten Anlauf genommen.
Laut seiner Idee würden in der Mega-Skihalle Nordisch Kombinierern und Biathleten zwei Skisprungschanzen zur Verfügung stehen, auf denen sie Weiten bis zu 140 Meter erreichen könnten. Hinzu kämen eine 750-Meter-Skilanglaufloipe und ein 720 Meter langer Skialpinhang mit 23 Prozent Gefälle für Abfahrtsfahrer und Snowboarder. Rodeln solle ebenso möglich sein wie alles andere bei konstant minus vier Grad Celsius ganzjährig auf Kunstschnee.
Bei einer Realisierung, für die dem 68-Jährigen bislang jegliches Finanzierungskonzept fehlt, würde der Harzer alle derzeit auf dem Erdball existierenden Skihallen in den Schatten stellen. Zum Vergleich: Die Pisten im Snow-Dome Bispingen, im Alpincenter Bottrop und in der Skihalle Neuss sind nicht einmal halb so lang. Selbst der künstlich beschneite Hang in der Mall of the Emirates in Dubai misst nur knapp 400 Meter. Und Sprungschanzen unter einem Hallendach, ob aus Neopren oder anderem Material, gibt es noch nirgends. Außer im Ideenentwurf mit dem Namen „Astberg-Wintersportzentrum Wernigerode“ von Klaus-Dieter Götze. Benannt nach dem knapp 480-Meter-Hügel im Wernigeröder Mühlental, wo Götze das Skizentrum im Stadtwald auf einer Fläche von 37 Hektar bauen möchte.
Zur Tüftelei an seiner einzigartigen Skihalle sei er durch seine Erfahrungen getrieben worden. Der Wernige-röder war von 1987 bis 2006 als internationaler Wettkampfrichter tätig, unter anderem bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City. „Ich habe genug Skisprungwettbewerbe gesehen, die vom Winde verweht wurden“, sagt der Ex-Betreiber einer Lkw-Waschanlage. Deshalb hatte der Ingenieur für Chemieanlagen schon vor acht Jahren einen Vorstoß unternommen, in Wernigerode auf städtischem Grund und Boden eine Skihalle zu bauen. „Das Projekt scheiterte wegen der Finanzkrise. Der Investor, eine große Bank, ging pleite“, sagt Götze. Für den zweiten Anlauf habe er sich für Finanzen und Organisation Gerald Tornow aus Harzgerode und ein Architektur- und Planungsbüro aus Wernigerode ins Boot geholt.
Das Projektteam präsentierte am Montagabend im Stadtratsausschuss für Kultur, Bildung und Sport in Wernigerode zum ersten Mal öffentlich die Skihallen-Vision samt Sessellift und Aufzüge, Tribünen für Großveranstaltungen mit 10.000 Zuschauerplätzen, Panoramacafé auf der Anlaufkanzel, Sporthotel mit 25 Zimmern, Blockheizkraftwerk und weiterer Gastronomie.
Zu Kosten sagten sie nichts, nur, dass alles rein privat finanziert werde.
Fest stehen dürfte jedoch, dass die im ersten Anlauf auf 40 bis 50 Millionen Euro veranschlagte Investitionssumme diesmal nicht reichen wird. Die Kulturausschuss-Mitglieder nahmen die Vorstellung des „ambitionierten Projektes“ zur Kenntnis, ohne Wertung. Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) begrüße zwar „ausdrücklich privates Engagement, insbesondere wenn es, wie in diesem Fall, mit touristischen Innovationen verbunden ist“. Er stellt jedoch konkrete Forderungen für eine Unterstützung seitens der Stadt. „Sie hängt von diversen Rahmenbedingungen ab, die zunächst geprüft werden müssen.“ Gaffert schlägt deshalb vor, „dass der Investor eine Machbarkeitsstudie für das Projekt vorlegt, in der rechtliche Rahmenbedingungen, baurechtliche Fragen und wirtschaftliche Effekte dargestellt werden“.
Es bleibt also abzuwarten, ob sich tatsächlich jemand findet, der in Wernigerode die weltweit größte Skisporthalle baut. Eines wäre sie garantiert: immer schneesicher.