Restaurant-Führer "Gault Millau" kürte 20 Restaurants in Sachsen-Anhalt Zerbster "Vogelherd" kocht sich mit Ochsenschwanz-Ravioli in Kritikerherzen
Gabriele Erdmann vom Zerbster "Vogelherd" ist die beste Köchin Sachsen-Anhalts. Der heute erscheinende Restaurantführer "Gault Millau" 2013 verleiht ihrem Familienbetrieb 15 Kochmützen.
Zerbst l Aus Sicht der Feinschmecker ist Sachsen-Anhalt offenbar ein ödes Niemandsland - nur ein Koch konnte sich hierzulande jüngst einen Michelin-Stern erkochen (Thomas Barth aus der Ilsenburger "Forellenstube"). Und nur ganze 20 Restaurants hielten die Tester des französischen Restaurantführers "Gault Millau" für besuchswürdig, obwohl das heute erscheinende 800-seitige Werk für 2013 mehr als 1000 Orte auf der kulinarischen Deutschlandkarte empfiehlt.
Ausgerechnet in der "gastronomisch glanzlosen Region Anhalt" (O-Ton Gault Millau 2012) steht Gabriele Erdmann als Küchenchefin am Herd. Ihr Familienbetrieb, das Park-Restaurant "Vogelherd" in Zerbst, feierte in diesem Jahr den 25. Geburtstag. Die Tester setzen die gelernte Bankkauffrau, Ingenieurin und Küchen-Autodidaktin 2013 nach 2011 erneut auf den "kulinarischen Thron" des Landes und verleihen ihr 15 von 20 möglichen Punkten. Damit komme sie in jene Klasse, in der Kochen zur Kunst werde, so das Urteil. "Rosmarin-Pilzsuppe mit Schinkentörtchen, Ochsenschwanz-Ravioli mit Spinat, Gebratenes und Geschmortes vom Reh aus den umliegenden Wäldern", stehen auf der Speisekarte und verbreiten ein "subtiles Aromenspiel" - die meisterhafte Verwendung regionaler Zutaten aus dem eigenen Garten und der Region sind seit Jahren das Markenzeichen von Gabriele Erdmann.
Die so Geehrte freut sich über das Lob: "Wir warten jedes Jahr gespannt auf die Bewertung", sagte sie gestern der Volksstimme. Seit 1992 sei der "Vogelherd" im Restaurantführer vertreten und deshalb kämen die Gäste von weit her, um in dem Familienbetrieb zu speisen. Die Ansprüche seien seit damals auch enorm gewachsen.
Zusammen mit Erdmanns Restaurant bewertete der Gault Millau für die Ausgabe 2013 insgesamt 20 Restaurants. 13 Küchenchefs erhielten eine oder mehrere Kochmützen, wofür die Könner am Herd mindestens 13 von 20 Punkten erreichen mussten, was laut Verlag einem Michelin-Stern nahekommt (siehe Infokasten). Im Vergleich zum Vorjahr strich der Führer zwei "langweilig" gewordene Restaurants. Zwei wurden höher, sechs niedriger bewertet.
Die gestrengen Tester seien laut Verlag erfahrene Feinschmecker, die mindestens tausendmal in unterschiedlichsten Restaurants Deutschlands gegessen haben müssen. Sie gingen im Testobjekt so oft essen, bis sie sich ein Urteil bilden könnten und gäben sich nicht zu erkennen. Sie achten auf eine sinnvolle Verwendung der Zutaten, frische Produkte und Zubereitung, die Bekömmlichkeit, den Eigengeschmack der Produkte und die Einhaltung von Garzeiten. Aber auch das Erscheinungsbild der Speisekarte und das Preisleistungsverhältnis fließen ins Urteil ein.