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Integration Zu wenig Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge

Sie fliehen vor Krieg und Vertreibung. Manches hat sich tief in ihre Seele eingebrannt. Viele Asylbewerber sind traumatisiert und brauchen professionelle Unterstützung.

22.06.2015, 08:15

Magdeburg (dpa) | Traumatisierte Flüchtlinge erhalten in Sachsen-Anhalt zu wenig professionelle Hilfe. In allen östlichen Bundesländern gebe es zu wenige Psychotherapeuten, die Erfahrung auf diesem Gebiet hätten, sagte Sachsen-Anhalts Integrationsbeauftragte Susi Möbbeck, der Deutschen Presse-Agentur. Zum anderen hätten Asylbewerber nur Anspruch auf ein eingeschränktes medizinisches Leistungsspektrum. Lücken klafften etwa bei chronischen Erkrankungen oder bei der psychosozialen Versorgung. "Es kommt zu einem ganz starken Versorgungsengpass", sagte Möbbeck.

In Einzelfällen sei zwar eine Behandlung möglich und auch eine Erstattung von Dolmetscherkosten. Vielen blieben diese Möglichkeiten aber verschlossen. "Eine Traumabehandlung kann nur in der Muttersprache oder mit einem Dolmetscher gelingen", sagte Möbbeck.

Probleme sieht sie auch bei Ausländern oder Menschen mit Migrationshintergrund, die gesetzlich krankenversichert sind. Für sie würden in der Regel keine Dolmetscherkosten erstattet.

Das Problem ist laut Möbbeck erkannt. Das Land fördere schon die beiden psychosozialen Zentren für Migranten in Magdeburg und Halle. Mit dem Nachtragshaushalt sei die Kapazität dort verdoppelt worden. 250 000 Euro gebe das Land künftig mehr. Zudem stelle das Land zwei Schulpsychologen ein, die sich um traumatisierte Kinder kümmern sollen. In der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt solle sich ein Psychotherapeut um die Früherkennung kümmern.

Mit den stark steigenden Flüchtlingszahlen nimmt auch das Problem der medizinischen Versorgung dieser Menschen zu. Es kämen auch immer mehr Menschen aus Kriegsgebieten nach Sachsen-Anhalt, sagte Möbbeck. Vermutlich seien die meisten von ihnen traumatisiert.