Ausgrabung im Magdeburger Dom Zwei Särge, eine Königin? Sargöffnung soll Rätsel lösen
Magdeburg. Im Magdeburger Dom sind gestern Details des neuen Sargfundes mitgeteilt worden. Danach wurde der Sarg direkt unter dem im November vergangenen Jahres geöffneten Editha-Sarkophag gefunden und war in gleicher West-Ost-Lage ausgerichtet. Dies deutet darauf hin, dass es sich um Edithas Originalsarg handeln könnte. Demnächst soll der Sarg geöffnet werden.
Der neue Fund im Dom wird die Fachleute des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie noch länger beschäftigen. Grabungsleiter Rainer Kuhn: " Wir tragen jetzt die umliegenden Fundamentreste weiter ab und legen den Sarg komplett frei. Erst dann wird er geöffnet. " Dies werde in vier bis sechs Wochen passieren. Um die schwere Sargabdeckung heben zu können, ist der Aufbau einer Hebevorrichtung notwendig. Über seine grundsätzliche Absicht, den Sarg öffnen zu wollen, ließ Kuhn keine Zweifel aufkommen: " Wir machen hier schließlich Archäologie. "
Der Sarkophag in leichter Trapezform ist aus Sandstein gefertigt, 210 Zentimeter lang und 51 bis 62 Zentimeter breit. Auf dem Deckel und an den Seiten zeigen sich Löcher im Stein, die vermutlich dem Einfassen von Tragezangen dienten. Das Alter des jetzt abgetragenen Fundamentes schätzen die Experten auf die Zeit vor dem zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts. Dies und die Ausrichtung des Sargs deuten darauf hin, dass er im heutigen spätromanisch-gotischen Dom beigesetzt wurde.
An dessen Stelle gab es eine Vorgängerkirche aus der Zeit König Ottos I. ( 912-973 ). Seine Frau, Königin Editha ( 910-946 ), wurde also direkt nach ihrem Tod nicht im heute bekannten Dom bestattet. Ihre Gebeine sind mehrfach umgebettet worden und fanden im heutigen Dom erst lange nach ihrem Tod ihre letzte Ruhestätte. Die im November sichergestellten sterblichen Überreste, die Editha zugerechnet werden, stammen aus einem Schmuck-Sarkophag aus dem Jahr 1510. Dieser Schmuck-Sarkophag stand exakt über dem jetzt im Fundament gefundenen Sandsteinsarg. Grabungsleiter Kuhn spricht deshalb von einer " zusammenhängenden Begräbnissituation ". Es gebe auch andere Indizien, die für einen Edithasarg sprechen. " Das Alter des Sarkophages ist höher als das ihn umgebende Fundament. Der Sarg könnte auch aus dem 10. Jahrhundert stammen. " Auch das eher schmucklose Äußere des Sargs spreche nicht dagegen, dass es sich tatsächlich um den Originalsarg der Königin handeln könnte. " Es wäre möglich, dass den Sarg früher eine Bronzeplatte geschmückt hat, die heute nicht mehr vorhanden ist ", so Kuhn. Was hoffen die Archäologen, im Sarg zu finden? Kuhn: " Es wäre falsch, da jetzt falsche Hoffnungen zu wecken. Wir lassen uns überraschen. "
Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) nahm die Nachricht vom Sargfund mit Freude auf: " Das ist ein weiterer Mosaikstein, der helfen wird, die lange Geschichte unserer Stadt zu erklären. "