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Haseloff fordert mehr Impfstoff für Europäer: Auch aus Asien

Die EU produziert in Massen Corona-Impfstoff. Davon komme aber zu wenig bei den Europäern an, kritisiert Sachsen-Anhalts Ministerpräsident. Und er regt an, woher mehr von den begehrten Präparaten bezogen werden könnte.

18.03.2021, 18:07
Sebastian Willnow
Sebastian Willnow dpa-Zentralbild

Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat die EU aufgefordert, bei der Versorgung mit Corona-Impfstoffen entschiedener für die eigenen Interessen einzutreten. Sie dürfe hier nicht nur als Produktionsstandort dienen, sondern müsse auch ihre eigene Bevölkerung versorgen können, forderte Haseloff am Donnerstag nach einer Sitzung der Ministerpräsidentenkonferenz, an der auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teilnahm. Dort habe er ein "robusteres Herangehen" der Europäischen Union (EU) empfohlen.

Zuletzt seien in Europa produzierte Impfstoffe in die Länder der Hersteller exportiert und dort "vertragswidrig" zurückgehalten worden, kritisierte Haseloff. Er sprach sich für einen weiteren Ausbau der eigenen Produktionskapazitäten aus.

Deutschland und Europa hätten das nötige Know-how Impfstoffe zu produzieren. "Das ist unsere Kompetenz, das könnten wir und das müssen wir jetzt im Sinne von europäischer und nationaler Autarkie nach vorne treiben", verlangte der Regierungschef. "Je stärker die Europäische Union hier Position ergreift, umso besser." Er habe von der Leyen daher auch gebeten, Investitionen in den Bereich zu erleichtern.

Darüber hinaus sprach sich Haseloff für eine andere Strategie der EU beim Einkauf der Impfstoffe aus. Die Zulassungsverfahren und Tests seien zwar vollständig abzuwarten. Die EU müsse sich aber künftig auf Optionen auf Impfstoffe sichern, die diesen Prozess noch nicht durchlaufen haben. "Wir müssen jede Möglichkeit nutzen, die medizinisch geboten ist." Das könne genau so gut chinesischer oder indischer Impfstoff oder der russische Impfstoff Sputnik sein.

Bei einem Treffen am Freitag wollen Bund und Länder ihre weitere Impfstrategie besprechen. Dort soll es auch darum gehen, wann der Corona-Impfstoff des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson in Deutschland eingesetzt werden kann. Das vierte und bislang letzte in der EU zugelassene Präparat muss anders als diejenigen von Biontech, Moderna und Astrazeneca nur einmal für den vollen Impfschutz verabreicht werden.

Vor allem dürfte es am Freitag aber um die weitere Verwendung des Impfstoffes von Astrazeneca gehen, den Deutschland und weitere EU-Länder zuletzt wegen des Verdachts auf seltene, aber schwere Nebenwirkungen zunächst nicht mehr eingesetzt hatten. Bei einigen Menschen waren nach einer Impfung seltene Blutgerinsel im Gehirn aufgetreten. Am Donnerstag war außerdem ein Verdachtsfall einer Impf-Komplikation in Halle bekannt geworden: Eine junge Frau hatte dort zwölf Tage nach einer Astrazeneca-Impfung eine Lungenembolie erlitten.

Die Bundesregierung wollte zunächst eine weitere Bewertung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) abwarten, bevor sie den Impfstoff wieder einsetzt. Kurze Zeit nach Haseloffs Stellungnahme teilte die EMA dann mit, dass sie den Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers noch immer für sicher halte. Es werde aber eine extra Warnung vor den möglichen seltenen Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen bei den möglichen Nebenwirkungen aufgenommen.

Am Montag treffen sich Bund und Länder dann schon wieder, um die weiteren Corona-Regeln zu beraten. Haseloff sagte am Donnerstag, dass er derzeit keinen Anlass sehe, bereits vollzogene Öffnungen wieder zurückzunehmen. Die Öffnungen hätten keinen Einfluss auf die Infektionszahlen gehabt. Es stehe aber zur Debatte, weitere geplante Öffnungen zu verschieben.

© dpa-infocom, dpa:210318-99-879277/3